Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238(11): 1220-1228
DOI: 10.1055/a-1529-6726
Klinische Studie

Effects of the First COVID-19 Lockdown on Ophthalmological Patient Care

Die Auswirkungen des ersten COVID-19-Lockdowns auf die Patientenversorgung im Bereich der Augenheilkunde
Anna Schuh
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Stefan Kassumeh
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Valerie Schmelter
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Lilian Demberg
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Andreas Anschütz
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Thomas Kreutzer
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
,
Thomas Kohnen
2   Augenklinik, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
,
Mehdi Shajari
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
2   Augenklinik, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Germany
,
Siegfried Priglinger
1   Augenklinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Germany
› Author Affiliations

Abstract

Purpose To determine the effect of lockdown on medical care, with the example of ophthalmology.

Methods Patients in a period during the first lockdown were compared to a non-lockdown period, with a total of 12 259 patients included in an observational study. Changes in different areas (elective, emergency, inpatients, surgeries) and eye care subspecialties were compared. Emergency patients were analyzed according to severity and urgency. Patients showing hints requiring treatment for urgent cardiovascular diseases were determined. Differences in patients who would have suffered severe vision loss without treatment were identified and the QALY (quality-adjusted life years) loss was determined accordingly. A model to prioritize patient visits after the end of lockdown or in future lockdown scenarios was developed. Data were collected at the University Eye Hospital LMU Munich and patient files were reviewed individually by ophthalmologists.

Results The average patient number decreased by − 59.4% (p < 0.001), with a significant loss in all areas (elective, emergency, inpatients, surgeries; p < 0.001). There was a decline of − 39.6% for patients at high risk/high severity. Patients with indications of a risk factor of future stroke declined significantly (p = 0.003). QALY loss at the university eye hospital was 171, which was estimated to be 3160 – 24 143 for all of Germany. Working up high losses of outpatients during these 8 weeks of projected lockdown in Germany would take 7 – 23 weeks under normal circumstances, depending on ophthalmologist density. The prioritization model can reduce morbidity by up to 78%.

Conclusion There was marked loss of emergency cases and patients with chronic diseases. Making up for the losses in examinations and treatments will theoretically take weeks to months. To reduce the risk of morbidity, we recommend a prioritization model for rescheduling and future lockdown scenarios.

Zusammenfassung

Hintergrund Erfassung der Auswirkungen eines Lockdowns auf die medizinische Versorgung am Beispiel der Augenheilkunde.

Methoden In einer Beobachtungsstudie wurden Patienten in einem Zeitraum während des ersten Lockdowns mit einem Zeitraum ohne Lockdown verglichen. Hierbei wurden insgesamt 12 259 Patienten eingeschlossen. Es wurden Veränderungen in verschiedenen Bereichen (elektive Fälle, Notfälle, stationäre Fälle, Operationen) und augenärztlichen Subspezialitäten verglichen. Notfallpatienten wurden nach Schweregrad und Dringlichkeit analysiert. Patienten mit ophthalmologischen Erkrankungen, die einen Hinweis auf behandlungsbedürftige, dringende kardiovaskuläre Erkrankungen darstellen, wurden ermittelt. Unterschiede von Patienten, die ohne Behandlung einen schweren Sehverlust erlitten hätten, wurden identifiziert und der QALY-Verlust entsprechend ermittelt. Ein Modell zur Priorisierung von Patientenbesuchen nach dem Ende des Lockdowns oder in zukünftigen Lockdownszenarien wurde entwickelt. Die Daten wurden an der Universitätsaugenklinik LMU München erhoben und die Patientenakten einzeln von Augenärzten geprüft.

Ergebnisse Die durchschnittliche Patientenzahl sank um − 59,4% (p < 0,001) mit einem signifikanten Verlust in allen Bereichen (elektive Fälle, Notfälle, stationäre Fälle, Operationen; p < 0,001). Bei Patienten mit hohem Risiko/hohem Schweregrad ergab sich ein Rückgang von − 39,6%. Patienten mit ophthalmologischen Erkrankungen, die einen Hinweis auf ein mögliches erhöhtes Risiko für einen zukünftigen Schlaganfall geben, nahmen signifikant ab (p = 0,003). Der QALY-Verlust an der Universitätsaugenklinik betrug 171, geschätzt für Deutschland 3160 – 24 143. Die Aufarbeitung der hohen Verluste an ambulanten Patienten während der 8 Wochen Sperrung würde auf Deutschland hochgerechnet unter normalen Umständen je nach Augenarztdichte 7 – 23 Wochen dauern. Das Priorisierungsmodell kann die Morbidität um bis zu 78% reduzieren.

Fazit Es kam zu eminenten Verlusten sowohl bei Notfallpatienten als auch bei Patienten mit chronischen Erkrankungen. Das Aufarbeiten der verpassten Untersuchungen und Behandlungen wird theoretisch Wochen bis Monate dauern. Um das Morbiditätsrisiko zu reduzieren, empfehlen wir ein Priorisierungsmodell für die Wiedereinbestellung nach dem Lockdown und künftige Lockdownszenarien.

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Publication History

Received: 23 February 2021

Accepted: 14 June 2021

Article published online:
15 September 2021

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