Dialyse aktuell 2022; 26(05): 193
DOI: 10.1055/a-1742-6563
Editorial

Das Genom des Gesundheitssektors modifizieren

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Es ist zu schwierig, als Fachkraft aus dem Ausland in das deutsche Gesundheitssystem einzusteigen, und leider ist es derzeit für einige Beschäftigte auch nicht sehr attraktiv, dort zu verbleiben. Das hat der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) in seinem Jahresgutachten 2022 festgestellt. Der SVR hat in seinem Gutachten mit dem Titel „Systemrelevant: Migration als Stütze und Herausforderung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland“ die folgenden 9 Kernbotschaften herausgearbeitet:

  • Fachkräfte mit Zuwanderungsgeschichte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung.

  • Anerkennungsverfahren beschleunigen und Nachqualifizierung erleichtern

  • Zuwanderung in die Ausbildung gezielt fördern; Ausbildung im Inland stärken

  • Fachkräfte halten: betriebliche Integration fördern, Arbeitsbedingungen verbessern

  • Migration von Gesundheitsfachkräften fair und transparent gestalten

  • Versorgung durch ausländische Betreuungskräfte rechtssicher und fair umsetzen

  • Gesundheit hängt vor allem mit der sozialen Lage zusammen und weniger mit einer Zuwanderungsgeschichte.

  • Der rechtliche Zugang zu Gesundheitsleistungen ist für Zugewanderte grundsätzlich gut; es bestehen aber Versorgungslücken.

  • Diversitätssensible Gesundheitsversorgung kommt allen zugute.

Besonders deutlich wird die Brisanz der Sachlage dadurch, dass die in Gesundheits- und Pflegeberufen arbeitenden Menschen in Deutschland laut SVR zu fast einem Viertel einen Migrationshintergrund haben (Stand 2019). Es hat also unter anderem eine erhebliche negative Auswirkung auf die Patientenversorgung, wenn es in der DNA des Gesundheitswesens in Deutschland derzeit noch festgeschrieben ist, dass der Einstieg zu kompliziert und der Verbleib zu wenig attraktiv ist. Die Vorschläge bzw. Analyse des SVR können aber dabei helfen, die Situation zu verbessern und das „Genom des deutschen Gesundheitssektors“ entsprechend zu modifizieren.

Wenn Menschen an angeborenen Nierenerkrankungen leiden, kommt den entsprechenden Genen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle zu. Um Ihnen einen Überblick zu verschaffen, wie der Stand des Wissens hierzu ist und welche aktuellen europäischen Konsensus-Therapie-Empfehlungen es gibt, haben wir Ihnen in der vorliegenden Ausgabe der „Dialyse aktuell“ Beiträge zum Schwerpunkt „Angeborene Nierenerkrankungen“ zusammengestellt. Lesen Sie die aufschlussreichen Artikel des Gasteditors PD Dr. Max Christoph Liebau, Köln, und der anderen kompetenten Autoren ab Seite 211 in diesem Heft. Sie haben hierbei die Möglichkeit, über die Beantwortung von Fragen zum Schwerpunkt CME-Punkte zu sammeln.

Weitere interessante Beiträge finden Sie in den Rubriken „Gesellschaft“, „Expertentipp“, „Magazin“, „Journal-Club Pflege“, „Original & Übersicht“ und „Forum der Industrie“. Ich möchte noch erwähnen, dass es weiterhin die Möglichkeit gibt, sich um den diesjährigen „Förderpreis Nephrologische Pflege“ der Thieme Gruppe zu bewerben. Der Einsendeschluss ist am 15.09.2022 und das Preisgeld beträgt 1500 Euro – es lohnt sich also! Sie finden alle entsprechenden Informationen hierzu online unter www.thieme.de/dialyseakt und auf Seite 206 in diesem Heft. Ich freue mich auf zahlreiche Bewerbungen und wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der vorliegenden Ausgabe der „Dialyse aktuell“!



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Article published online:
21 June 2022

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