Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(8): 254-256
DOI: 10.1055/s-0028-1117841
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Sporadische Leptospirosen (4 Feldfieber und 5 Canicolafieber) in der Lüneburger Heide

 Stahl1 prakt.,  Tetzner2
  • 1Arzt in Soltau (Han.)
  • 2Leit. Oberarzt der Inneren Abt. des Kreiskrankenhauses Soltau (Han.)1
1 Anmerkung: Das Ergebnis der Beobachtungen wurde stark zusammengefaßt auf der 33. Tagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Göttingen am 30. 7. 49 vorgetragen.
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Publication Date:
13 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über 4 Feldfieber- und 5 Canicolaerkrankungen der letzten Jahre aus dem Gebiet der Lüneburger Heide berichtet. 2 der Feldfieberfälle wurden in verschiedenen Jahren im gleichen Dorf beobachtet (Fall 2 und 4). Von besonderer Bedeutung für die Diagnose waren heftige Kopf- und Gliederschmerzen, daneben fielen wiederholt Nierenbeteiligung, Konjunktivitiden, Oberbauchbeschwerden, teils alarmierender Art (Fall 3 und 8), positive Diazoprobe, flüchtige morbilliforme Exantheme sowie meningeale Reizerscheinungen auf. In der Rekonvaleszenz bei 6 Fällen starker Haarausfall (zum Teil erst nach Monaten). Blutsenkung meist stark erhöht. Krankheitsbild teils leicht und symptomarm, bei 3 Fällen ziemlich schwer und langwierig; Neigung zu Rezidiven. Für die Differential-Diagnose Feldfieber—Canicolafieber ist die auswertende serologische Untersuchung erforderlich. Das klinische Bild allein gestattet eine Abgrenzung nicht. Wichtig ist die sorgfältige Erhebung, eventuell Ergänzung der Vorgeschichte. Bei auffallend starkem Haarausfall soll man auch an eine vorangegangene Leptospirose denken, die Vorgeschichte entsprechend vertiefen und nachträglich eine serologische Untersuchung veranlassen. Nachuntersuchungen zeigten, daß serologisch auch bei leichtem Verlauf noch nach Jahren der Nachweis der durchgemachten Leptospirose gelegentlich möglich ist (Fall 2); bei einem schweren Feldfieber gelang allerdings bereits nach Ÿ Jahren der Nachweis nur noch durch die Komplementbindungsreaktion (Fall 3). Es ist anzunehmen, daß in unserem Gebiet keineswegs alle Leptospirosen erfaßt wurden, da das Krankheitsbild bei den praktischen Ärzten noch vielfach unbekannt ist. Mit der Möglichkeit von Feldfieberendemien wie in anderen Gegenden Deutschlands und von Gruppenerkrankungen beim Canicolafieber ist zu rechnen. Durch rechtzeitige Stellung der Diagnose können gelegentlich weitere Erkrankungen verhütet werden. Von besonderer Bedeutung hierfür ist die enge Zusammenarbeit zwischen praktischem Arzt, Tierarzt, Krankenhaus und Medizinaluntersuchungsämtern.

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