Dtsch Med Wochenschr 1918; 44(51): 1416-1418
DOI: 10.1055/s-0028-1134869
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Influenzaepidemie

Stabsarzt  Fromme (Düsseldorf), Korpshygieniker
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Der Levinthalsche Hämoglobinagar erleichtert wesentlich den Nachweis der Influenzabazillen. An Stelle von Menschen- oder Kaninchenblut wird zweckmäßig 10% Rinderblut genommen. Gutes Wachstum erfordert dicke Nährbodenschicht.

2. Die Influenzabazillen siedeln sich anscheinend mit Vorliebe auf den Schleimhäuten der tieferen Atmungsorgane an. Um geeignetes Untersuchungsmaterial zu gewinnen, läßt man daher den Kranken zweckmäßig auf eine Hämoglobinagarplatte kräftig husten (Hustenplatte).

3. Vergleichende Untersuchungen ergaben, daß Hustenplatten positiv ausfallen, im Gegensatz zu dem Untersuchungsergebnis einfacher Rachenabstriche.

4. In Reinkulturen wurden Abweichungen von der typischen Form der Influenzabazillen (Kokken-, Ringformen, Fadenbildung) beobachtet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß solche Formänderungen unter natürlichen Verhältnissen vorkommen. Es empfiehlt sich daher, bei der Untersuchung auf Influenzabazillen den Kreis verdächtiger Formen weiter zu ziehen.

5. Der Influenzabazillus wird durch sekundär aufkommende Spaltpilze, die das klinische Bild oft wesentlich beeinflussen, offenbar leicht überwuchert und entgeht so dem Nachweis. Es ist daher wiederholte Untersuchung möglichst im Beginn der Erkrankung zu empfehlen.

6. Agglutinine gegen Influenzabazillen ließen sich im Krankenserum mehrfach feststellen. Die Anstellung der Reaktion ist diagnostisch von Wichtigkeit.

7. Bei geeigneter Untersuchungstechnik und unter Berücksichtigung der biologischen Eigentümlichkeiten der Influenzabazillen (Polymorphie, rasches Unterliegen gegenüber sekundär sich verbreitenden Spaltpilzen, Agglutininbildung im Krankenserum) erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß der Influenzabazillus als Erreger der diesjährigen „Grippe” aufzufassen ist.

8. Durch Eintrocknen, sowie in Gemischen mit anderen Bakterien gehen die Influenzabazillen, wie Versuche zeigten, schnell zugrunde. Zur Bekämpfung der in erster Linie durch Tröpfcheninfektion sich ausbreitenden Seuche empfiehlt sich daher, ansteckungsverdächtiges Material ausgiebig der Sonne zum Trocknen auszusetzen.

9. Reinkulturen von Influenzabazillen wurden in 1%iger Karbol- oder 1%iger Kresotinkresollösung nach einer Minute abgetötet. 3%iges Wasserstoffsuperoxyd erwies sich als wenig wirksam zur Abtötung.

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