Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11(6): 284-285
DOI: 10.1055/s-0030-1270190
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Intensivmedizin – Wie beurteilen Mitarbeiter die palliativmedizinische Betreuung von Intensivpatienten?

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Publication Date:
29 November 2010 (online)

 

Sterbende Patienten auf Intensivstationen profitieren von einer zunehmenden Implementierung palliativmedizinischer Maßnahmen auf Intensivstationen. Zu diesem Ergebnis kommt das schottische Forscherteam um McKeown in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie. International Journal of Palliative Nursing 2010; 16: 334-338

Der Tod eines Patienten auf einer Intensivstation, wird insbesondere von den ärztlichen Mitarbeitern als persönliches Versagen interpretiert. Oftmals werden intensivmedizinische Maßnahmen in ihrer Aggressivität langfristig fortgesetzt, ehe Ärzte erkennen, dass das Sterben unumkehrbar eingesetzt hat und nun die Symptomkontrolle im Vordergrund steht.

Um den aktuellen Stellenwert der Palliativmedizin aus Sicht des intensivmedizinischen Personals zu analysieren, interviewte das Forscherteam insgesamt 25 pflegerische und ärztliche Mitarbeiter einer Intensivstation mit 400 Aufnahmen und 80 Todesfällen pro Jahr.

Zwar wurde das Umfeld einer Intensivstation von den Mitarbeitern aufgrund der überwachungstechnischen und räumlichen Gegebenheiten für palliativmedizinische Maßnahmen prinzipiell als ungünstig gewertet. Moniert wurde oftmals die sterile und einschüchternde Atmosphäre, verbunden mit dem intensiven Monitoring und aggressiven Therapieverfahren. Jedoch überwiegen die positiven Aspekte, wie z. B. das hochqualifizierte Personal und der günstigere Stellenschlüssel im Vergleich zu Normalstationen. Deutliche Vorteile sehen die Mitarbeiter in der oftmals großzügiger umgesetzten Schmerztherapie. Das Pflegepersonal schätzte fehlende ärztliche Kontinuität als grundsätzlich negativen Aspekt in der palliativmedizinischen Versorgung von Intensivpatienten ein. Unterschiedliche Ansichten der Ärzte bezüglich des Zeitpunkts des Beginns palliativmedizinischer Maßnahmen, respektive der Forcierung intensivmedizinischer Maßnahmen, führen oft zu prinzipiellen Änderungen der Therapieschemata und verunsichern Pflegepersonal und Familienangehörige.

Die zusätzliche Unterstützung von ambulanten Palliativspezialisten sahen die Intensivmediziner in den meisten Fällen als fachliche Bereicherung an.

Für die perspektivische Verbesserung der palliativmedizinischen Versorgung analysierten die Forscher drei Hauptaspekte:

Zum einen sollten die Räumlichkeiten auf Intensivstationen im Sinne von Einzelzimmern zur Verbesserung der Privatsphäre im Sterbeprozess verbessert werden. Weiterhin fordern sie verbesserte Weiterbildungsangebote für die Intensivmedizinischen Mitarbeiter. Zudem sollten unnötige intensivmedizinische Maßnahmen durch rechzeitige Feststellung von Palliativsituationen abgebrochen werden.

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