Rofo 2011; 183(5): 416
DOI: 10.1055/s-0031-1274652
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Neurologie – Nucleus dentatus nach Schädelbestrahlung

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Publication Date:
29 April 2011 (online)

 

Die MRT von Patienten mit multipler Sklerose können eine Hyperintensität des Nucleus Dentatus aufweisen. Ob diese auch mit anderen klinischen Faktoren, z.B. einer Radiatio assoziiert ist, haben japanische Ärzte überprüft.

Radiology 2011; 258: 222–228

Der Nucleus dentatus hat als größter Kleinhirnkern im zentralen Marklager besondere Bedeutung. Er ist ein Ausgabekern und leitet modifizierte Impulse für die Bewegungssteuerung an verschiedene Stationen weiter.

Kasahara et al. analysierten die MRT-Aufnahmen von 164 Männern und 198 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren, die aus verschiedenen Gründen eine zerebrale MRT erhalten hatten. Sie fanden heraus, dass sich der Kleinhirnkern nach einer Schädelbestrahlung in der unverstärkten, T1-gewichteten MRT häufig hyperintens darstellt.

Indikationen für die MRT waren Neoplasien, vaskuläre Erkrankungen, entzündliche oder demyelinisierende Krankheiten und Screening-Untersuchungen. Für die retrospektive Analyse erfolgte eine graduierte Beurteilung des Nucleus dentatus. Zwei erfahrene Neuroradiologen ordneten T1-Aufnahmen 4 Gruppen zu (Grad 1 = hypointens, Grad 2 = isointens, Grad 3 = leicht hyperintens, Grad 4 = prominent hyperintens).

Ein Grad 4 lag bei 23 und ein Grad 3 bei 18 Patienten vor (6 und 5%). Eine Isointensität bestand bei den meisten Untersuchten (89%). In keinem Fall lag eine Hypointensität vor. Zwischen den Untersuchern bestand eine große Übereinstimmung (ĸ = 0,775). Die Ergebnisse wurden mit klinischen Variablen, wie Geschlecht, Alter, Diabetes mellitus, Z.n. Chemotherapie, Hypertonie u.a., korreliert. Eine bedeutsame Assoziation bestand ausschließlich zu einer stattgehabten Schädelbestrahlung (p < 0,001). Dabei bestand eine Dosis-Wirkungs-Beziehung mit einer stärkeren Intensität bei höheren Strahlendosen. Zwei von 9 Patienten mit multipler Sklerose wiesen auch ohne Bestrahlung eine T1-Hyperintensität auf.

Fazit

Nach Schädelbestrahlungen können in der unverstärkten MRT Intensitätsverstärkungen des Nucleus dentatus beobachtet werden. Die Ursache ist nach Meinung der Autoren unklar. Sie diskutieren Zellveränderungen durch freie Radikale und Gefäßschäden aufgrund der hohen Strahlensensibilität der Endothelzellen.

Dr. Susanne Krome, Melle

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