Rofo 2011; 183(7): 601-602
DOI: 10.1055/s-0031-1274720
Brennpunkt

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Hirnaktivität – Mobiltelefone erhöhen Glukosestoffwechsel

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Juli 2011 (online)

 

Die enorme Verbreitung von Mobiltelefonen lässt immer wieder auch die Frage nach potenziellen Risiken aufkommen. N. D. Volkow et al. haben untersucht, ob die Telefone den Glukosestoffwechsel des Gehirns – und damit die Hirnaktivität – beeinflussen können.

JAMA 2011; 305: 808–814

An der Studie, die von Januar bis Dezember 2009 durchgeführt wurde, beteiligten sich 47 freiwillige, gesunde Probanden. Die Teilnehmer unterzogen sich an 2 unterschiedlichen Tagen einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET) mit 18F-Fluorodeoxyglucose (18FDG), um den Glukosestoffwechsel des Gehirns zu messen. Dabei trugen die Probanden an beiden Ohren Mobiltelefone. An einem Tag waren beide ausgeschaltet, am anderen Tag war das rechte Mobiltelefon eingeschaltet und empfing ein Telefonat. Dieses begann 20 min vor der PET und dauerte dann noch weitere 30 min, sodass sich eine gesamte Empfangszeit von 50 min ergab. Während dieser Zeit war das Telefon allerdings stumm geschaltet, sodass die Probanden nicht wussten, ob sie ein Gespräch empfingen oder nicht. Anschließend verglichen die Autoren den Hirnstoffwechsel in beiden PET-Aufnahmen. Der Glukosestoffwechsel des Gesamtgehirns unterschied sich zwischen beiden Untersuchungen nicht wesentlich:

ausgeschaltetes Telefon:41,2 μmol/100 g pro min eingeschaltetes Telefon:41,7 μmol/100 g pro min

Jedoch zeigten sich statistisch signifikante regionale Differenzen, wobei insbesondere in den Hirnarealen, die der Telefonantenne am nächsten waren, der Stoffwechsel deutlich anstieg. Es handelte sich dabei vorwiegend um den orbitofrontalen Kortex und den Temporalpol, wo sich die Werte von 33,3 μmol/100 g pro min (ausgeschaltet) auf 35,7 μmol/100 g pro min (eingeschaltet) erhöhten (p = 0,004). Diese Zuwächse im Stoffwechsel waren statistisch signifikant mit den geschätzten Amplituden des elektromagnetischen Feldes korreliert, was sowohl für den absoluten (r = 0,95) als auch für den normalisierten Stoffwechsel (r = 0,89) galt.

Fazit

Bei gesunden Probanden konnte eine 50-minütige Exposition mit einem eingeschalteten Mobiltelefon den Glukosestoffwechsel des Gehirns in den Arealen deutlich steigern, die der Telefonantenne am nächsten gelegen waren. Die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse ist allerdings unklar, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

Kommentar zur Studie

Die Ergebnisse schaffen nach den Worten von H. Lai und L. Hardell zusätzliche Bedenken bezüglich möglicher Gesundheitsschädigungen durch Mobiltelefone. Auch wenn die biologische Bedeutung des erhöhten Glukosestoffwechsels derzeit nicht klar sei, erfordere dies nun weitere Untersuchungen. Potenzielle akute und chronische Gesundheitseffekte müssten geklärt werden. Wichtig sei hierbei beispielsweise auch die Frage, welchen Einfluss unterschiedliche Frequenzen und Wellenformen hätten. Auch seien Studien zu den Biomarkern funktioneller Gehirnveränderungen durch Radiofrequenz-Strahlung unbedingt nötig

JAMA 2011; 305: 828–829

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