Klin Padiatr 2012; 224 - A13
DOI: 10.1055/s-0032-1306251

Therapieoptimierungsstudie HIT 2000: Neuropsychologisches Outcome und Alltagsrelevanz

A Resch 1, K von Hoff 1, H Ottensmeier 2, S Rutkowski 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Universitätskinderklinik Würzburg

Einleitung: Die Überlebensraten der Kinder mit Medulloblastom, stPNET und Ependymom haben sich in den letzten Jahren teilweise erheblich verbessert. Je nach Tumorentität, der Art und Intensität eingesetzter Therapiekomponenten (Bestrahlung, systemische Chemotherapie, intraventrikuläre Chemotherapie etc.) und dem Patientenalter werden Beeinträchtigungen beschrieben. Die neuropsychologische Diagnostik dieser Kinder ist sowohl für die bessere Planung der Folgestudien, als auch unmittelbar für betroffene Patienten und deren Eltern wichtig.

Methode: In der aktuellen Querschnittuntersuchung wurden 145 Studienpatienten >4 Jahre, die ohne Rezidiv protokollkonform behandelt wurden, neuropsychologisch getestet. Die Testung mit dem neuropsychologischen Basisdiagnostikum basiert auf der Catell-Horn-Caroll-Theorie (CHC-Theorie) und beinhaltet drei weit verbreitete Tests. Den Matrizentest von Raven (CPM/SPM) zur Abschätzung der fluiden Intelligenz, den Developmental Test of Visual-Motor-Integration (VMI) zur Gestaltwiedergabe, und die Prüfung von Kurzzeitgedächtnisleistungen durch das „Zahlennachsprechen vorwärts“ (ZN). Ergänzt werden diese Tests durch weitere Verfahren, wie Continous Performance Test-Kurzversion (selektive Aufmerksamkeit, mentale Verarbeitungsgeschwindigkeit), Purdue Pegboard (Feinmotorik) und einem Wortschatztest (kristalline Intelligenz). Eltern und Patienten wurden auch zu ihren Eindrücken befragt.

Ergebnisse: Bis Mai 2011 konnten 145 Patienten innerhalb der HIT 2000 Studie getestet werden (männlich, n=88 weiblich, n=57). Die aktuellen Ergebnisse der Studie für den CPM/SPM, VMI und das ZN wurden unter Berücksichtigung verschiedener Variablen (z.B. Alter bei Diagnose, Geschlecht, Zeitpunkt nach Diagnosestellung) vorgestellt und diskutiert. Des Weiteren wurde auf die qualitativen Aussagen näher eingegangen und die Alltagsrelevanz der Testergebnisse näher erläutert.

Schlussfolgerung: Das Basisdiagnostikum stößt innerhalb der Hirntumorstudien bei den lokalen Kliniken wie auch bei den betroffenen Familien auf große Akzeptanz. Für die Forschung ist das bessere Verständnis der neuropsychologischen Beeinträchtigungen von Vorteil, um zukünftige Studien besser planen zu können. Für betroffene Eltern und Patienten stehen die individuelle Testung und daraus folgende Fördermöglichkeiten im Vordergrund. Deshalb sollte die neuropsychologische Testung kognitiver Spätfolgen bei allen pädiatrischen Patienten mit Krebs, nicht nur im Rahmen der Hirntumorstudien, erfolgen und in Nachsorgekonzepte eingebettet werden.