Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(5): 285
DOI: 10.1055/s-0032-1330936
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Ärzte von morgen

Daniela Erhard
,
Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 November 2012 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist Ihnen das auch aufgefallen? Assistenzärzte laufen den Professoren – zumindest was das mediale Interesse angeht – den Rang ab: Langsam avancieren sie zu Doku-Stars. Nachdem der Sender Vox im Sommer die 5-teilige Dokumentation „Die jungen Ärzte“ aus der Uniklinik Hannover gezeigt hatte, legte kürzlich ZDFneo nach: 10 Folgen lang eilten hier die „Junior Docs“ durch das Programm respektive die Flure verschiedener Hamburger Kliniken.

Sie operierten Mandeln heraus, erledigten Papierkram, renkten Hüften ein oder legten Thoraxdrainagen im Schockraum. Mal handelten sie routiniert wie ihre erfahreneren Kollegen, mal waren sie aufgeregt oder verzweifelten beinahe an Patientenschicksalen. Auch in der Freizeit war die Kamera dabei: Am Elbstrand mit der Familie, beim Spielen mit dem Kind oder beim Rumschrauben am VW-Bus. Parallel dazu schrieben die Ärzte ein gemeinsames Blog im Internet. So bekamen Nicht-Mediziner einmal einen Einblick in den Arbeitsalltag und die Gedanken junger Ärzte – und erfuhren, dass Ärzte eben auch Menschen mit Privatleben sind.

Vielleicht haben ja auch einige Vertreter der medizinischen Fachgesellschaften und Berufsverbände reingezappt. Dann dürften sie vom Ergebnis der aktuellen Assistenzarzt-Umfragedes Hartmannbundes wenig überrascht gewe-sen sein. Der Verband wollte u. a. wissen, was sich verändern müsste, um den Arztberuf noch attraktiver zu machen. Das Votum war eindeutig: Weniger Bürokratie, mehr Unterstützung bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf, geregelte Arbeitszeiten und hohe Qualität der Weiterbildung.

Nachholbedarf gibt es noch zur Genüge. So haben nur 21 % der 900 Umfrageteilnehmer zu Beginn ihrer Weiterbildung ein strukturiertes Konzept dafür erhalten. 60 % gaben an, die von der Ärztekammer geforderten Weiterbildungsinhalte nur unter Problemen erfüllen zu können. Und dem Wunsch nach einer eigenen Familie (49 %) steht noch das Defizit an klinikinternen Betreuungsplätzen entgegen.

Der Hartmannbund-Vorsitzende Dr. Klaus Reinhardt fasst die Resultate so zusammen: „Die Ärztegeneration von morgen will ihre eigenen Wege gehen und individuell Schwerpunkte setzen. Vor allem will sie offenbar entschlossener als die Generationen zuvor ihre berufliche Tätigkeit und ein ausgefülltes Privatleben miteinander vereinbaren.“

Wir freuen uns, wenn Lege artis Sie auf dem Weg zu diesem Ziel begleitet.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Göttingen

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover

Redaktion

Dr. Daniela Erhard

Georg Thieme Verlag KG

Rüdigerstraße 14 74069 Stuttgart

E-Mail: legeartis@thieme.de