Laryngorhinootologie 2013; 92(08): 507-508
DOI: 10.1055/s-0033-1351247
Editorial
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Kommentar der Schriftleitung

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Publication Date:
30 July 2013 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

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Prof. Dr. O. Guntinas-Lichius

in diesem August-Heft der LRO erwartet Sie eine Reihe von sehr interessanten klinisch-praktischen Themen. Den Auftakt macht wie immer die Rubrik „Referiert und Diskutiert“. Diese beschäftigt sich mit dem immer noch kontrovers diskutierten Einfluss von Staphylokokken-­Exotoxinen auf die Ausbildung von Nasenpolypen. Dies bleibt ein wichtiges Thema, weil damit auch die Frage nach den Möglichkeiten einer gezielten medikamentösen Therapie von Nasen­polypen verbunden ist [1]. Vor kurzem ist der Kollege Riechelmann auch in einer CME-Fortbildung zur chronischen Rhinosinusitis auf das ­Thema eingegangen [2]. Der zweite Beitrag in der Diskussion beschäftigt sich mit der Stanzbiopsie zur Abklärung von Raumforderungen im Kopf-Hals-Bereich. Eine umfangreiche Abklärung solcher Raumforderungen vor einer Operation, oder um eine Operation zu vermeiden, ist sehr wichtig, wie wir unlängst noch in dieser Zeitschrift anhand einer Kasuistik darstellen konnten [3]. Beide Diskutanten stellen zu Recht heraus, dass entgegen der Meinung in der diskutierten Arbeit der Ultraschall ein wichtiges Hilfsmittel für den HNO-Arzt in Deutschland ist und häufig die ­Genauigkeit der Biopsie erhöhen kann.

Der Übersichtsbeitrag stellt die optimale Behandlung der Hypersalivation anhand der neuen AWMF-Leitlinie dar, die unter Federführung der Deutschen HNO-Gesellschaft zusammen mit 6 weiteren Fachdisziplinen entstanden ist. Die Arbeit verdeutlicht den Stellenwert von Speicheldrüsenerkrankungen für das HNO-Fachgebiet und auch die Wichtigkeit des HNO-Arztes als Partner für andere Disziplinen bei für uns fachfremden Erkrankungen mit zusätzlichen Symptomen an den Speicheldrüsen. Daher ist es der LRO wichtig, immer wieder aktuell über Fortschritte bei der Behandlung von Speicheldrüsenerkrankungen zu berichten [4]. Wen das Thema Hypersalivation bei Kindern interessiert, dem sei auch ein älterer Beitrag in der LRO zur Abklärung von Schluckstörungen bei Kindern mit Zerebralparese empfohlen [5].

Bei den Originalarbeiten macht den Auftakt ein Beitrag zur MRT Messung von Strukturverschiebungen bei Kopf-Hals-Rotation. Die medizinische Navigation ist ein wichtiges Hilfsmittel für den Kopf-Hals-Chirurgen geworden [6]. Das Verfahren lebt von seiner Genauigkeit. Die Kollegen Colter et al. konnten zeigen, dass es bei Kopf-Hals-Rotation, wie sie häufig bei Operationen bei der Lagerung vorgenommen werden, insbesondere die großen Halsgefäße sich wesentlich verschieben. Dieses Wissen muss zukünftig bei online-Navigationen mit einberechnet werden.

In der Arbeit zu Hörstörungen bei Aphasie wird deutlich gemacht, dass aufgrund der demografischen Entwicklung der Deutschen Bevölkerung und der mit dem Alter zunehmenden Prävalenz von Hörstörungen ein Hör-Screening in der Postakutphase bei Aphasikern mittels Reintonaudiometrie sinnvoll erscheint, da dies zur Kommunikationsstörung der Patienten zusätzlich beitragen kann.

2011 hatte die LRO bereits über die Bedeutung der HNO-Notfallambulanzen für die allgemeine Gesundheitsversorgung der Bevölkerung berichtet [7]. In der vorliegenden Ausgabe wird nun von Ärzten einer Klinik in Hamburg die HNO-Notfallversorgung mit besonderem Blick auf die Gruppe alkoholisierter Patienten untersucht. Die Kollegen konnten herausarbeiten, wie bedeutsam der erhöhte Alkoholkonsum für schwere Verletzungen ist, die einer HNO-Notfallbehandlung bedürfen. Passend dazu beschäftigt sich die CME-Fortbildung in der Rubrik „Facharztwissen HNO“ mit dem Thema Notfälle der Sinnesorgane im HNO-Gebiet.

Der interessante Fall beschäftigt sich mit einer persistierenden Dysphonie als Erstsymptom einer Amyloidose. Die Autoren stellen dar, dass ob des Vorliegen einer häufig systemischen Erkrankung die laryngeale chirurgische (Teil-)resektion eine Therapieoption zur Besserung der Dysphonie darstellen kann. Zum Thema Amyloidose lohnt es sich auch einen älteren Fallbericht aus der LRO zu lesen, bei dem auch die Chirurgie bei einer oropharyngealen Amyloidose helfen konnte [8].

Auch fast am Ende des Hefts in der Rubrik „Gutachten + Recht“ geht es nochmals um Leitlinien und den möglichen Vorwurf, im vorliegenden Fall durch ein Pharmaunternehmen, eine mögliche Behandlung nicht erwähnt zu haben. Das Oberlandesgericht stellt klar, dass Medizinische Leitlinien wettbewerbsrechtlich nicht justiziabel sind. Herr Dr. Wienke stellt aus Sicht eines Rechtsanwalts die Grundzüge dar, die bei der Leitlinienerstellung zu beachten sind. Es ist beruhigend, dass basierend auf der Freiheit der Wissenschaften und der Meinungsäußerungsfreiheit, und wenn die AWMF-Regeln beachtet werden, wir weiter die Erstellung von HNO-Leitlinien nach unseren wissenschaftlichen Vorstellungen vorantreiben können.

Ihr
Professor Dr. med. O. Guntinas-Lichius
Schriftleitung LRO

 
  • Literatur

  • 1 Mösges R, Heubach CP. Wie ist die Evidenzlage bei der nicht-antibiotischen medikamentösen Therapie der Rhinosinusitis?. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: 740-746
  • 2 Riechelmann H. Chronische Rhinosinusitis – EPOS 2012 Teil I. Laryngo-Rhino-Otol 2013; 2: 193-204
  • 3 Schmal TJ, Hess G, Kainz L, Formanek M. Knochenharte Raumforderung am Hals. Laryngo-Rhino-Otol 2012; 91: 789-790
  • 4 Zengel P, Berghaus A, Paprottka P, Clevert DA. Sonografische Analyse von obstruktiven Speicheldrüsenerkrankungen mittels intraduktaler Kontrastmittelapplikation. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: 196-199
  • 5 Bader CA, Niemann G. Dysphagie bei Kindern mit Infantiler Zerebralparese – Fiberoptisch-endoskopische Befunde. Laryngo-Rhino-Otol 2010; 89: 90-94
  • 6 Reiss-Zimmermann M, Schulz T, Kahn T, Hofer M. Imaging of the Sinuses for Functional Sinus Surgery Using Navigational Guidance. Laryngo-Rhino-Otol 2012; 91: 160-166
  • 7 Bolz M, Streppel M, Guntinas-Lichius O. Stellenwert der Notfallambulanz einer Universitäts-HNO-Klinik für die ambulante Patienten-Versorgung. Laryngo-Rhino-Otol 2011; 90: 17-22
  • 8 Metternich FU, Brusis T. HNO-chirurgische Therapie der oropharyngealen Amyloidose. Laryngo-Rhino-Otol 1998; 77: 231-234