Z Sex Forsch 2015; 28(1): 22-35
DOI: 10.1055/s-0034-1399047
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die ambulante Versorgung von Personen mit sexuellen Funktionsstörungen auf dem Lande – ein schlafender Hund?

Michael Josef Rump
a   Institut für Psychologie, Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
,
Reinhard Maß
b   Zentrum für Seelische Gesundheit Marienheide
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Publication Date:
24 March 2015 (online)

Übersicht

Ziel der vorliegenden Studie ist es, durch eine breit angelegte Befragung unter niedergelassenen Ärzten und Psychologen Behandlungsangebote für Personen mit sexuellen Funktionsstörungen in einem ländlichen Einzugsgebiet zu erheben. Sämtliche im Oberbergischen Kreis, im Rheinisch-Bergischen Kreis und im Rhein-Sieg-Kreis tätigen Angehörige der Fachrichtungen Andrologie, Allgemeinmedizin, Ärztliche Psychotherapie, Gynäkologie, Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Psychologische Psychotherapie und Urologie erhielten einen kurzen Fragebogen. Insgesamt wurden n = 922 Praxen angeschrieben. Die Rücklaufquote lag bei 20,6 % (n = 190). Ca. 4 % aller Patientinnen und Patienten suchten wegen sexueller Funktionsstörungen Hilfe auf. Der angegebene Anteil variierte jedoch erheblich (zwischen 0.3 % und 6.9 %), je nachdem, wie aktiv Behandler nach sexuellen Funktionsstörungen fragten. In der Anamnese wurde häufig die Sexualität ausgeklammert. Je qualifizierter sich Behandler fühlten, desto eher fragten sie nach einer sexuellen Funktionsstörung und übernahmen auch selbst die Behandlung. Psychotherapeuten setzten bei der Behandlung fast ausschließlich auf Gespräche. Aber auch in den anderen Gruppen hatten Gespräche in der Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen einen mindestens ebenso hohen Stellenwert wie Medikamente. Nahezu einhellig wurde von den Befragten eine sexualtherapeutische Unterversorgung festgestellt.