Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e12
DOI: 10.1055/s-0038-1667903
SYMPOSIEN
Human Factors in Infection Prevention: Psychosoziale Perspektiven und Interventionen (Symposium des Arbeitskreises Sozialpsychologische Aspekte von Gesundheit und Krankheit der DGMP in Zusammenarbeit mit der AG Versorgungsforschung der DGMS)
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Human Factors in Infection Prevention: Die Perspektive der Hygiene/Krankenhaushygiene

IF Chaberny
1   Universitätsklinikum Leipzig, Institut für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die konsequente Anwendung und Steigerung von Hygienemaßnahmen steht in einem engen inversen Zusammenhang mit der Inzidenz nosokomialer Infektionen und ist hinreichend belegt [1]. Dennoch ist die Compliance anhaltend unzureichend und trägt somit zu hohen Infektionszahlen bei. Zahlreiche Studien belegen inzwischen die Wirksamkeit von Interventionen zur Verbesserung der (Hände-)Hygiene-Compliance [2]; darüber hinaus wächst das Interesse an den Einflussfaktoren auf die Effizienz und Nachhaltigkeit solcher Interventionen – die sogenannten human factors [3].

Material & Methoden:

Narrativer Review.

Ergebnisse:

Als wichtigste Operatoren zur Förderung der Händehygiene-Compliance werden Fortbildungen, Verhaltensänderung und Produktentwicklung genannt. Wie bereitwillig eine Verhaltensänderung erfolgt, wird zu einem großen Teil von der Überzeugung an die Wirksamkeit von Händehygiene zur Infektionsprävention beeinflusst. Die Umsetzung variiert in Abhängigkeit von Faktoren wie Arbeitsbelastung, Verfügbarkeit und Anwendungsfreundlichkeit von Händedesinfektionsmitteln und potenzieller Hautbelastung durch die wiederholte Anwendung sowie dem Tragen von Handschuhen.

Diskussion:

Interventionen zur Verbesserung der Händehygiene-Compliance sollten zukünftig unter Beachtung der human factors konzipiert werden. Das beinhaltet breit aufgestellte Fortbildungsangebote unter Bereitstellung wissenschaftlich fundierter Informationen, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. Hindernisse auf dem Weg zur Verhaltensänderung müssen abgebaut werden, beispielsweise durch ubiquitäre Verfügbarkeit von Desinfektionsmittel im Anwendungsbereich, Auswahl des Desinfektionsmittels nach Kriterien der Hautfreundlichkeit (unter Beachtung des Wirkspektrums), nach Möglichkeit Optimierung des Personalschlüssels zum Abbau von Arbeitsbelastung.

Schlussfolgerung:

Innovative Designs neuer Händehygiene-Interventionen wurden in Studien als wirksam beurteilt, sollten jedoch kontinuierlich bezüglich ihres Vorteils gegenüber herkömmlichen Ansätzen weiterführend untersucht werden. In der Planung neuer Initiativen sollten sie dennoch fester Bestandteil sein.

Literatur:

[1] Luangasanatip et al. Comparative efficacy of interventions to promote hand hygiene in hospital: systematic review and network meta-analysis. British Medical Journal, 2015;351:h3728.

[2] Kingston L et al. Hand hygiene-related clinical trials reported since 2010: a systematic review. J Hosp Infect 2016;92:309e20.

[3] Dunne CP et al. Hand hygiene and compliance behaviours are the under-appreciated human factors pivotal to reducing hospital-acquired infections. J Hosp Infect. 2018;98(4):328 – 330.