Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e59
DOI: 10.1055/s-0038-1668034
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gemeinsamkeit erleben – Wertschätzung erfahren

C Lindner
1   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Sozialpsychologie, Jena, Deutschland
,
C Piel
1   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Sozialpsychologie, Jena, Deutschland
,
T Kessler
1   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Sozialpsychologie, Jena, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Mit zunehmendem Alter verringert sich die Häufigkeit sozialer Beziehungen älterer Menschen. Während soziopolitische Interessen moderner Gesellschaften größtenteils auf junge Menschen fokussieren, werden die sozialen Bedürfnisse alter Menschen oft übersehen. Die Bedürfnisse älterer Menschen werden damit besonders relevant, vor allem, wenn diese durch Rente, Umzug von nahestehenden Personen oder Tod des Partners von ihren sozialen Netzwerken beeinträchtigt werden. Dass Gruppenzugehörigkeit und soziale Beziehungen für das Individuum einen positiven Effekt haben, konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden (Baumeister & Leary, 1995; Holt-Lunstad et al., 2010). So werden Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Wohlbefinden entscheidend von der Erreichbarkeit wichtiger Menschen und Möglichkeit zur sozialen Interaktion beeinflusst.

Material & Methoden:

Im Rahmen des Projektes haben wir eine Gruppenintervention entwickelt, die ältere Menschen aktiviert und die Kommunikation und Kooperation untereinander unterstützt. Die Intervention nutzt das Thema „Reisen“ als Aufhänger, um den Austausch der Seniorinnen und Senioren über vergangene Reisen und eigene Erfahrungen anzuregen, dabei Gemeinsamkeiten zu erkennen, voneinander zu lernen und sich als aktiver Teil in eine Gemeinschaft einzubringen. Im Rahmen der Studie haben insgesamt 50 Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen in Jena an 8 Interventionen teilgenommen. In Studie 1 wurden die relevanten Konstrukte Soziale Identität, Respekt, Selbstwirksamkeit und Soziale Teilhabe (u.a.) mittels eines 18-Items umfassenden Fragebogens erfasst. In Studie 2 wurden dieselben Konstrukte qualitativ mittels halbstrukturierter Interviews erfasst.

Ergebnisse:

Die Daten zeigen einen Anstieg der wahrgenommenen sozialen Teilhabe nach der Intervention, sowie der Selbstwirksamkeit und Resilienz. Die Interviews unterstreichen diesen Effekt mit Nennungen der Teilnehmenden, in denen expliziert wird, wie sie durch die Reisegruppe vielschichtig aktiviert werden, Austausch gefördert und die Gemeinschaft gestärkt wird. Zusätzlich ist als praxisrelevantes Projektergebnis ein Handbuch entstanden, das in der Praxis ermöglichen soll, diese Intervention selbstständig durchzuführen (Liebscher et al., 2017).

Diskussion:

Die Ergebnisse zeigen, dass die Aktivierung älterer Menschen in Gruppenaktivitäten ein vielversprechender Weg zur Steigerung des psychologischen Wohlbefindens sein kann. Die Befunde der Interviews implizieren, dass diese Gruppen auch mehrere Generationen einbeziehen sollten.

Schlussfolgerung:

Kontakt und soziale Teilhabe werden als Faktoren für Wohlbefinden und Gesundheit oft vernachlässigt. Im Sinne der Gesundheitsförderung im Alter, sollten diese Aspekte vor allem in einer alternden Gesellschaft verstärkt mit einbezogen und berücksichtigt werden.