Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e67
DOI: 10.1055/s-0038-1668054
POSTER
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stress und Gesundheit im Jugendalter: Eine Mehrebenenanalyse mit den Daten des Nationalen Bildungspanels

K Rathmann
1   Technische Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Fachgebiet Rehabilitationssoziologie, Dortmund/ Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda, Deutschland;
,
K Diehl
2   Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Mannheim, Deutschland;
,
M Herke
3   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
KE Loter
3   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Dass Heranwachsende häufig ein hohes Stressniveau berichten, wird regelmäßig in der medialen Berichterstattung publik. Doch trifft dies auf alle Heranwachsenden in gleichem Maße zu? Oder sind es bestimmte Differenzmerkmale, die mit einem erhöhten Stresserleben einhergehen? Bislang unklar ist weiterhin der Zusammenhang zwischen Stress und Gesundheit im Jugendalter. Der Beitrag verfolgt daher zwei Ziele:

  1. Unterschiede im Stressempfinden zu untersuchen und

  2. den Zusammenhang zwischen Stress und Gesundheit zu analysieren.

Material & Methoden:

Datengrundlage bildet das Nationale Bildungspanel (NEPS). Die Stichprobe umfasst 4.210 SchülerInnen der 9. Klasse (NKlassen: 634; NSchulen: 258). Zur Messung des Stresserlebens wurde die für NEPS eigens entwickelte und validierte 11-Items umfassende „Standard Stress Scale (SSS)“ (Min = 11-Max = 51) herangezogen, die stressige Lebenssituationen, sozialen und täglichen Stress, Zukunftsangst sowie andere Belastungen erfasst. Mittels bi- und multivariater logistischer (Mehrebenen-)Analysen wurden Assoziationen zwischen 1) sozialen (u.a. Geschlecht, Migrationshintergrund) und schulischen (Schulzufriedenheit, besuchte Schulform) Merkmalen mit der SSS sowie 2) zwischen SSS und der selbstberichteten Gesundheit (1 = sehr gut bis 5 = sehr schlecht) berechnet.

Ergebnisse:

Mädchen, Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie SchülerInnen anderer Schulformen als dem Gymnasium weisen höhere Werte auf der SSS auf. Eine höhere Schulzufriedenheit ist zudem mit einem niedrigeren Stresserleben assoziiert. Die logistischen Mehrebenanalysen bestätigen diese Zusammenhänge. Unter Kontrolle der sozialen und schulischen Merkmale zeigt sich zudem, dass ein höheres Stressempfinden mit einem 2-fach erhöhten Risiko einer schlechten Gesundheitseinschätzung einhergeht (Odds Ratio = 2,03; 95% Konfidenzintervall = 2,16 – 2,60).

Diskussion:

Mittels der „Standard Stress Scale“ des NEPS weist der Beitrag deutliche durch soziale und schulische Faktoren bedingte Unterschiede in der Stress- und Gesundheitseinschätzung von Jugendlichen nach. Weiterhin belegt die Studie, dass der SSS in NEPS ein valides Instrument zur Erfassung des Stresserlebens darstellt.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse unterstützen die Bedeutung von an die Altersgruppe angepassten Maßnahmen, um bereits in der Adoleszenz das Stresserleben zu reduzieren und die Gesundheit zu fördern.