Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(04): 413-414
DOI: 10.1055/s-0039-1681996
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Implikationen einer erweiterten molekularpathologischen Risikostratifikation bei Patientinnen mit primärem Endometriumkarzinom

R Schwameis
1   Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
,
S Polterauer
1   Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
,
S Moling
1   Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
,
A Reinthaller
1   Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
,
L Müllauer
2   Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
C Grimm
1   Abteilung für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. April 2019 (online)

 

Einleitung:

Nach primär operativer Sanierung wird derzeit die Indikation zur adjuvanten Behandlung eines Endometriumkarzinoms im Wesentlichen auf Basis klinischer und konventioneller pathologischer Parameter gestellt. Die aktuelle Risikostratifikation führt jedoch sowohl zur Über- als auch Unterbehandlung von Patientinnen. Eine Risikostratifizierung der Patientinnen anhand einer erweiterten molekularpathologischen Analyse wird derzeit in prospektiven Studien untersucht. In der vorliegenden Analyse wurden die klinische Relevanz und der Einfluss einer molekularpathologischen Analyse auf die adjuvante Therapie im klinischen Alltag untersucht.

Material und Methode:

In diese Studie wurden alle Patientinnen inkludiert, die zwischen 2017 und 2018 am Medizinischen Universität Wien wegen der Primärdiagnose eines endometrioiden Endometriumkarzinoms behandelt und einer erweiterten molekularpathologischen Analyse unterzogen wurden, eingeschlossen. Klinische sowie konventionelle pathologische Parameter wurden erhoben. Die erweiterte konventionelle pathologische und molekularpathologische Untersuchung des Tumorgewebes inkludierte unter anderem die Abklärung einer Mikrosatelliteninstabilität, eine Genesequenzierung (z.B. POLE/POLD1), die Untersuchung und detaillierte Klassifikation von Lymphgefäßeinbrüchen und die Bestimmung weiterer prognostischer Parameter (L1CAM). Die Patientinnen wurden in 4 Risikogruppen stratifiziert.

Ergebnisse:

Insgesamt konnten 43 Patientinnen mit Primärdiagnose eines endometrioiden Endometriumkarzinoms eingeschlossen werden. 37 von 43 Patientinnen konnten einer Risikogruppe zugeordnet werden. MSI, POLE/D1 und p53 Mutationen zeigten sich in 5 (11,6%), 3 (7%), und 3 (7%) Fällen. Bei 8 (18,6%) Patientinnen hätte die molekularpathologische Risikostratifikation zu einer Adaptation der adjuvanten Therapie geführt. In 3 Fällen führte die molekularpathologische Risikostratifikation zu einer Erweiterung der Therapie, in 5 Fällen zu einer Reduktion der adjuvanten Therapie.

Schlussfolgerung:

Die vorliegenden Daten unterstützen die Evaluation einer Risikostratifikation nach molekularpathologischen Kriterien in einer prospektiven Studie, da sie zeigen, dass die Integration in den klinischen Alltag komplikationslos möglich ist und zu keiner Therapieverzögerung führt. In der vorliegenden Studie wäre das bisherige klinische Vorgehen in ca. 20% der Fälle beträchtlich beeinflusst worden.