Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e21
DOI: 10.1055/s-0039-1692098
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Torquiert oder nicht torquiert, das ist die Frage

M Lia
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig
,
N Dornhöfer
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig
,
B Aktas
1   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Universitätsklinikum Leipzig
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Einführung:

Die Diagnose einer Ovarialtorsion stellt eine Herausforderung für jeden Kliniker dar, da die Laparoskopie die einzige sichere Diagnostik darstellt, jedoch die Indikation zur Operation nicht unkritisch gestellt werden sollte.

Methodik:

Es erfolgte die retrospektive Analyse der Labor- und Ultraschallbefunde aller Fälle, welche aufgrund von Ovarialtorsionen am UKL in den Jahren 2016 – 2019 behandelt wurden (n = 20). Die Vergleichsgruppe bestand aus der gleichen Anzahl von Fällen, die wir notfallmäßig wegen Ovarialzysten oder akuten Unterbauchschmerzen laparoskopierten und somit eine Torsion ausschließen konnten. Die sonographischen Bilder beider Gruppen wurden in randomisierter Reihenfolge 3 Assistenzärzten und 2 Fachärztinnen präsentiert, welche das Vorhandensein eines ovariellen Ödems oder hyperechogenen Zystenwand (soweit Ovarialzyste vorhanden waren) beurteilten. Danach wurde untersucht, inwiefern der sonographische Verdacht eines Ovarödems oder einer hyperechogenen Zystenwand für die Diagnose der Ovartorsion hilfreich ist. Zusätzlich bestimmten wir bei den torquierten Ovarien retrospektiv deren größten Durchmesser anhand der Ultraschallbilder und verglichen diesen mit jenem des kontralateralen Ovars.

Ergebnisse:

Für die Diagnose einer Ovarialtorsion hatte eine Leukozytose eine Sensitivität von 50% und das CRP sowie das Laktat zeigten beide eine Sensitivität von 33%. Eine nicht nachweisbare venöse Perfusion hatte eine Sensitivität von 55% und eine arterielle Perfusion fehlte in 35% der Fälle. Sonographisch hatte das Vorhandensein eines ovariellen Ödems je nach Untersucher eine Sensitivität von 56 – 75% und eine Spezifität von 56 – 81%. Nahm man hingegen die hyperechogene Zystenwand als alternatives Kriterium zur Diagnose einer Torsion hinzu, so stieg die Sensitivität auf 81 – 94%. Diese Sensitivitätsverbesserung ging mit einer sinkenden Spezifität von 44 – 69% einher. Der sensitivste Parameter war in dieser Fallreihe eine sonographisch ermittelter Ovardurchmesser von über 40 mm.

Diskussion:

Die Diagnose der Ovarialtorsion bleibt eine Herausforderung, da die aufgezählten Laborwerte und die sonographisch ermittelte Perfusion diese nicht mit ausreichender Sicherheit ausschließen können. Es zeigte sich jedoch, dass ein Ovar mit einem Durchmesser von unter 40 mm mit hoher Sicherheit nicht torquiert war. Das Ovarialödem sowie eine hyperechogene Zystenwand stellen möglicherweise hilfreiche Zusatzkriterien dar. Es bedarf jedoch weiterer prospektiver Studien, um zu evaluieren, ob Sensitivität und Spezifität reproduzierbar sind oder sich gar verbessern lassen, wenn sie Bestandteil der initialen, dynamischen Sonografie sind.