Z Gastroenterol 2019; 57(09): e207
DOI: 10.1055/s-0039-1695161
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
CED-Versorgung: Real World: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:00 – 12:36, Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Strukturierte Lebensstilmodifikation bei Patienten mit Colitis ulcerosa – Eine randomisierte kontrollierte Studie

J Langhorst
1   Sozialstiftung Bamberg Klinikum am Bruderwald, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Bamberg, Deutschland
,
AK Koch
2   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Department of Internal and Integrative Medicine, Essen, Deutschland
,
M Schöls
3   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Integrative Gastroenterology, Essen, Deutschland
,
Z Cinar
3   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Integrative Gastroenterology, Essen, Deutschland
,
R Eilert
3   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Integrative Gastroenterology, Essen, Deutschland
,
K Kofink
3   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Integrative Gastroenterology, Essen, Deutschland
,
D Haller
4   Technische Universität München, Chair of Nutrition and Immunology, Freising, Deutschland
,
M Ahmed
4   Technische Universität München, Chair of Nutrition and Immunology, Freising, Deutschland
,
R Lauche
1   Sozialstiftung Bamberg Klinikum am Bruderwald, Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Bamberg, Deutschland
,
H Cramer
2   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Department of Internal and Integrative Medicine, Essen, Deutschland
,
GJ Dobos
2   Kliniken Essen- Mitte, Faculty of Medicine Essen, University of Duisburg-Essen, Department of Internal and Integrative Medicine, Essen, Deutschland
,
S Elsenbruch
5   University Hospital Essen, University of Duisburg-Essen, Institute of Medical Psychology and Behavioral Immunobiology, Essen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Bedeutung von Umwelt- und Lebensstilsstilfaktoren für Entstehung und Verlauf chronisch entzündlicher Darmerkrankungen werden zunehmen akzeptiert und in Leitlinien integriert. Die Umsetzung in Therapieprogrammen erfolgt bisher aber unzureichend.

Ziele:

Diese randomisiert kontrollierte Studie untersucht die Effekte eines strukturierten Lebensstilmodifikationsprogramms mit Modulen zum Stressmanagement, naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien, meditativen Bewegungsformen und Ernährung bei Patienten mit Colitis ulcerosa.

Methodik:

97 Patienten mit Colitis ulcerosa in klinischer Remission und beeinträchtigter krankheitsspezifischer Lebensqualität (HrQoL) wurden zu einem 10-wöchigen Lebensstilmodifikationsprogramm oder einer Kontrollgruppe, die einen Workshop zur intensiven Schulung in naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien erhielt, randomisiert (Clinicaltrials.gov: NCT02721823). Primärer Endpunkt war die HrQoL in Woche 12 (Inflammatory Bowel Disease Questionnaire; IBDQ). Sekundäre Endpunkte waren IBDQ-Subscores, generische HrQoL (SF-36), klinische Krankheitsaktivität (Rachmilewitz-Index, fäkales Lactoferrin und Calprotectin), Mikrobiom und Sicherheit. 31 Patienten erhielten vor und nach der Intervention eine Endoskopie mit Histologie (Endoskopieindex, Riley-Score).

Ergebnis:

Beide Gruppen erreichten in Woche 12 einen relevanten Anstieg der HrQoL. Der emotionale IBDQ Subcore (p= 0,045) und der psychische Gesundheitsindex SF36 (p= 0,002) zeigten eine signifikante Verbesserung für die Interventionsgruppe. Eine Per-Protocol-Analyse (Pt mit < 50% Teilnahme und Screening failures wurden ausgeschlossen) zeigte für die Interventionsgruppe eine signifikante Verbesserung für den Gesamt-IBDQ (p= 0,034; IBDQ = 172,8), den systemischen Subscore (p= 0,034) und den emotionales Subscore (p= 0,004). Endoskopie, Histologie, klinische Krankheitsaktivität, Stuhlmarker, Mikrobiom und unerwünschte Ereignisse zeigten keine Unterschiede.

Schlussfolgerung:

Definierte nicht-pharmakologische Behandlungskonzepte wie strukturierte Lebensstilmodifikation sind sicher und können die krankheitsspezifische Lebensqualität bei Patienten mit Colitis ulcerosa verbessern, insbesondere wenn die an Patienten mehr als 50% der Trainingseinheiten teilnehmen.