Z Gastroenterol 2019; 57(09): e214
DOI: 10.1055/s-0039-1695178
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Infektionen und Notfälle: Donnerstag, 03. Oktober 2019, 12:25 – 14:01, Studio Terrasse 2.2 B
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herausforderungen und Pitfalls in der Diagnostik der abdominellen Tuberkulose: Eine Fallserie und Literaturübersicht

C Ammer-Herrmenau
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
A Amanzada
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
NC Mechie
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
CFM Jung
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
T Schneider
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
V Ellenrieder
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
E Wedi
1   Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie der Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 

Einleitung:

Bei der intestinalen Tuberkulose handelt es sich um eine in Deutschland selten diagnostizierte extrapulmonale Manifestation einer Infektion mit Mykobakterien des Tuberkulose Komplexes. Der Anteil der extrapulmonalen Manifestationen beträgt in Deutschland 25%, wovon wiederum 11 – 25% abdominelle Organe betreffen. Die klinischen Symptome sind heterogen und unspezifisch. Die Diagnose einer Darmtuberkulose stützt sich auf den klinischen und epidemiologischen Verdacht, sowie auf endoskopische, mikrobiologische und histopathologische Hinweise.

Methodik:

Wir präsentieren hier drei Fälle von Patientinnen, bei denen wir eine Darm-TBC diagnostizierten und erfolgreich behandelten. Anhand der klinischen Fälle werden die Pitfalls der Diagnostik der intestinalen TBC diskutiert und dargelegt. Zusätzlich wurde eine Literatursuche (Pubmed) zu dem Thema durchgeführt.

Ergebis:

Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem Verdacht auf eine Darm-TBC mindestens 8 Biopsien aus dem entzündeten Bereich (meist Zökum/terminales Ileum) entnommen und zeitnah in die Pathologie und Mikrobiologie verschickt werden. Der kulturelle Nachweis von Mykobakterien kann durch den Einsatz von Antibiotika mit tuberkulostatische Eigenschaften (Chinolone, Carbapeneme, Penicilline mit β-Lactamase-Inhibitoren, Linezolid und Aminoglykoside) erschwert werden und sollte vor Probeentnahme vermieden werden.

Keines der diagnostischen Verfahren weist zuverlässige Sensitivitätswerte auf. Ein positiver IGRA-Test (Interferonγ Releasing Assay) gibt einen Hinweis auf eine vorliegende Tuberkulose, ist jedoch in 15% der Fälle negativ. Der mikrobiologische Nachweis von Mykobakterien gelingt kulturell in nur 44% der Fälle. Die PCR ist ein valides Hilfsmittel, weist jedoch auch eine unbefriedigende Sensitivität (ca. 70 – 98%) und Spezifität (71 – 100%) auf. Die Therapie erfolgt, wie bei einer pulmonalen Tuberkulose mit einer sechs monatigen Therapie mit den gängigen Tuberkulostatika (Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol).

Schlussfolgerung:

Die klinischen Symptome der Darm-TBC sind heterogen und unspezifisch und ähneln vor allem dem Morbus Crohn. Differentialdiagnostisch sollte an die Darm-TBC gedacht werden und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen bei der Probeentnahme veranlasst werden.