Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 384
DOI: 10.1055/s-0040-1709287
Poster

DMBT1, ein Protein mit Funktionen bei der Immunabwehr und der Angiogenese, ist ein Bestandteil des Fruchtwassers und der DMBT1-Gehalt ist abhängig von der Schwangerschaftswoche

J Blickwedel
1   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
EA Alsat
1   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
S Bagci
1   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
B Strizek
2   Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Frauenklinik, Universitätsklinikum Bonn
,
A Müller
1   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
,
H Müller
3   Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin, Klinik für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Erlangen
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Das Fruchtwasser besteht aus fetalem Urin, dem Transsudat des mütterlichen Plasmas und aus Flüssigkeiten, die dem fetalen respiratorischen und gastrointestinalen Trakt entstammen. Fruchtwasser enthält Nährstoffe und auch immunmodulatorische Proteine; die Komponenten des Fruchtwassers ändern sich im Verlauf der Schwangerschaft. DMBT1 (Deleted in Malignant Brain Tumors 1) ist ein Protein, das bei der angeborenen Immunabwehr, der epithelialen Differenzierung und der Angiogenese Funktionen ausübt. DMBT1 wird vom Epithel des Darms sowie vom respiratorischen Epithel exprimiert und auch die fetalen Nieren zeigen eine DMBT1-Expression.

Ziel dieser Studie war es, den DMBT1-Gehalt im Fruchtwasser in unterschiedlichen Schwangerschaftswochen zu bestimmen und zu untersuchen, ob die DMBT1-Konzentration im Fruchtwasser mit verschiedenen klinischen Faktoren korreliert.

Methoden und Patienten Die Fruchtwasserproben wurden im Rahmen von fetaler Chirurgie (n = 18) und im Rahmen des Kaiserschnitts (n = 132) bei Müttern von Früh- und reifen Neugeborenen gewonnen, wobei das Gestationsalter zum Zeitpunkt der Probenentnahme zwischen 14,3 und 41,1 Schwangerschaftswochen (SSW) lag.

Ergebnisse Die mediane DMBT1-Konzentration in den 150 untersuchten Fruchtwasserproben betrug 54,4 ng/ml (Interquartilsabstand (IQR): 27,1–106,8). In den vor der 28,0 SSW gewonnenen Fruchtwasserproben war der DMBT1-Gehalt signifikant niedriger im Vergleich zu den Proben, die nach der 28,0 SSW entnommen wurden (26,2 ng/ml (11,8-59,5) vs. 56,61 ng/ml (30,4-113,1), p = 0.007). Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der DMBT1-Konzentration und dem Gestationsalter (p = 0,026). Der mediane DMBT1-Gehalt im Fruchtwasser von Einlingen (57,6 ng/ml (28,7–113,4)) und Mehrlingen (43,7 ng/ml (15,7–59,4)) war signifikant verschieden (multiple Regressionsanalyse, r = 0,218, p = 0,007). Dagegen war keine signifikante Assoziation zwischen dem mütterlichen Alter und der DMBT1-Konzentration im Fruchtwasser zu beobachten (p = 0,364).

Diskussion Die Daten zeigen, dass DMBT1 im Fruchtwasser in den unterschiedlichen Schwangerschaftswochen nachweisbar ist. Zudem ist der DMBT1-Gehalt abhängig von der Schwangerschaftswoche und der Tatsache, ob es sich um eine Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaft handelt. Die physiologische Bedeutung von DMBT1 im Fruchtwasser für die Entwicklung des Feten ist Gegenstand weiterer Studien, wobei insbesondere der fetale Gastrointestinaltrakt von Interesse ist.



Publication History

Article published online:
04 December 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany