Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 387
DOI: 10.1055/s-0040-1709294
Poster

Maternales Mirror-Syndrom nach fetaler Therapie

C Keil
1   Universitätsfrauenklinik Marburg, Klinik für Geburtshilfe und Perinatologie
,
R Axt-Fliedner
2   Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwerpunkt Pränataldiagnostik, Universitätsklinik Giessen
,
U Wagner
1   Universitätsfrauenklinik Marburg, Klinik für Geburtshilfe und Perinatologie
,
S Köhler
1   Universitätsfrauenklinik Marburg, Klinik für Geburtshilfe und Perinatologie
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Entwicklung eines Hydrops fetalis kann im Rahmen verschiedener feto-maternaler Erkrankungen auftreten. Je nach Zeitpunkt und Genese bestimmt der Hydrops fetalis die kindliche Prognose. Ein elementarer Bestandteil der kausalen Behandlungsstrategie ist die fetale Therapie, wodurch die kindliche Prognose günstig beeinflusst werden kann. Das als Folge des Hydrops fetalis auftretende „Mirror-Syndrom“ (syn. Ballantyne-Syndrom) stellt in diesem Kontext eine seltene maternale Komplikation dar. Klinisch weist das Mirror-Syndrom (MS) Parallelen zur Präeklampsie auf und „spiegelt“ den fetalen Hydrops in der Mutter wider. Neben Hypertonie, peripheren und pulmonalen Ödemen sowie Proteinurie können auch neurologische Symptome das klinische Bild prägen. Aufgrund der geringen Inzidenz der Erkrankung fehlen belastbare Daten hinsichtlich Diagnostik und Therapie. Eine korrekte Diagnosestellung wird zudem durch die Ähnlichkeit der Symptome mit der viel häufigeren Präeklampsie erschwert.

Falldarstellung Wir beschreiben den Fall einer 29-jähr. Patientin (IIG/IP), die bei fetalem Hydrops in Folge eines beidseitigen Hydrothorax das klinische Bild eines MS entwickelte. Die Vorstellung erfolgte in der 29 + 6 SSW mit beidseitigem Hydrothorax. Nach primär erfolgreicher Anlage von Somatex-Shunts bds. zeigte sich in der 32 + 5 SSW ein Hydrops fetalis mit progredientem unilateralem Hydrothorax bei disloziertem Shunt. Neben einer neuerlichen Shunt-Anlage wurde das Polyhydramnion entlastet.

Am 1. postinterventionellen Tag bot die Patientin neben einer Vigilanzminderung eine Tachykardie, eine Ruhedyspnoe bei respiratorischer Partialinsuffizienz sowie generalisierte Ödeme. Radiologisch bestätigte sich ein interstitielles Lungenödem. Laborchemisch bestand neben einer Hypoalbuminämie eine maternale Anämie. Sonografisch zeigte sich ein fetaler Hydrops. Aufgrund der Befundkonstellation erfolgte die primäre Sectio.

Diskussion Im Gegensatz zum hier vorgestellten Fall legt die rezente Datenlage nahe, dass die Therapie des fetalen Hydrops neben einer Verbesserung der kindlichen Prognose zu einem Rückgang des maternalen MS führen kann. Anhand des beschriebenen Falles erscheint die klinische Sensibilisierung für das Bild des MS entscheidend um sowohl das kindliche Outcome zu verbessern als auch die maternale Behandlung hinsichtlich der korrekten Diagnose zu optimieren.



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Article published online:
04 December 2020

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