Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 389
DOI: 10.1055/s-0040-1709300
Poster

Zervixlänge und zervikouteriner Winkel in der Prädiktion einer Frühgeburt: eine prospektive Kohortenanalyse

J Stubert
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock
,
K Gründler
2   Helios-Klinikum Schwerin, Abteilung für Frauenheilkunde
,
B Gerber
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock
,
DU Richte
1   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Die Prädiktion des Frühgeburtenrisikos anhand der Zervixlänge ist unbefriedigend. Der zervikouterine Winkel (ZUW) könnte die Spezifität verbessern. Zervixlänge und ZUW wurden hinsichtlich der Vorhersage einer Frühgeburt an einem Risikokollektiv verglichen.

Methoden und Patientinnen: Prospektive klinische Kohortenanalyse mit Einschluss von Frauen mit mindestens einem der nachfolgenden Zeichen einer drohenden Frühgeburt zwischen 20+0 bis 31+6 SSW: regelmäßige (> 3/30 min) oder schmerzhafte uterine Kontraktionen, vaginalsonographische Zervixlänge < 25 mm oder Frühgeburt/Spätabort in der Eigenanamnese. Vorzeitiger Blasensprung, hypertensive Schwangerschaftserkrankung, vaginale Blutung, Cerclage/Pessar oder Muttermundseröffnung > 3 cm waren Ausschlusskriterien.

Ergebnisse Von 109 Patientinnen kam es bei 16 (14,5 %) zu einer Frühgeburt < 34 + 0 SSW und bei 36 (32,7 %) zu einer Frühgeburt < 37 + 0 SSW. Eine Mehrlingsschwangerschaft lag in 14 Fällen (12,8 %) vor. Die Risikofaktoren einer drohenden Frühgeburt traten in nachfolgender Häufigkeit auf: Zervix ≤ 25 mm 64,2 %, vorzeitige Wehentätigkeit 71,6 %, Zervix ≤ 20 mm 56,0 %. Die Zervixlänge korrelierte signifikant mit der SSW bei Entbindung (Korrelationskoeffizient k = 0,26, p = 0,01). Es resultierte in der ROC-Analyse für die Prädiktion einer Frühgeburt < 34 SSW eine AUC von 0,68 (95 % CI 0,54-0,83, p = 0,021) und < 37 SSW eine AUC von 0,68 (95 % CI 0,57-0,78, p = 0,003). Für die Entbindung < 34 SSW und einem Grenzwert von 25 mm beträgt die Sensitivität 88 % bei einer Spezifität von 40 %. Bei einem optimalem cut-off von 13,5 mm liegen die Sensitivität bei 50 % und die Spezifität bei 83 %. Unter < 25 mm Restzervix trat in 20,0 % (14/70) und < 20 mm in 19,7 % (12/61) eine Frühgeburt < 34 SSW auf. Es resultieren folgende Odds Ratios (OR): < 25 mm OR 4,6 (95 % CI1,0-21,5) und < 20 mm OR 2,7 (95 % CI 0,81-9,0). Der mittlere ZUW lag bei 103° (SD ± 19,7°). Entbindungszeitpunkt und ZUW zeigten weder in der Gesamtkohorte noch in den Subgruppen mit Zervixlänge 10-25 mm (n = 46) bzw. > 25 mm (n = 29) eine Korrelation.

Diskussion Der positive Vorhersagewert einer Zervixverkürzung für das Auftreten einer Frühgeburt ist unbefriedigend. Der ZUW war nicht für die Prädiktion einer Frühgeburt bei Vorliegen weiterer Risikofaktoren geeignet. Der durchschnittliche Winkel lag mit 103° deutlich über dem an einen Niedrigrisikokollektiv definierten Grenzwert von 95°.



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Article published online:
04 December 2020

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