Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 393
DOI: 10.1055/s-0040-1709316
Poster

Rücken- und Beckenschmerzen in der Schwangerschaft: Inzidenz und Auswirkung auf den Geburtsverlauf

A Fruscalzo
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
3   Frauenklinik, Christophorus-Kliniken Coesfeld (aktuelle Adresse)
,
P Cocco
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
4   Kinderchirurgie, S. Bortolo-Hospital, Vicenza und Universitätskrankenhaus Federico Secondo, Neapel, Italien (aktuelle Adresse)
,
AP Londero
2   Frauenklinik, Universitätskrankenhaus Udine, Italien
,
A Weber
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
,
J Hille
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
,
S Schröter
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
,
M Gantert
1   Frauenklinik, St. Franziskus-Hospital Ahlen
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Rücken-/Beckenschmerzen treten häufig während der Schwangerschaft auf, reduzieren das Wohlbefinden der Mutter und können potenziell die Dynamik der Geburt negativ beeinflussen. Ziel der Studie war ihre Inzidenz in der Schwangerschaft und Einfluss auf den Geburtsverlauf zu beurteilen.

Materialien Prospektive Beobachtungsstudie von Frauen mit einer Einlingsschwangerschaft ≥ 37 + 0 SSW, die zur Entbindung ins Krankenhaus aufgenommen wurden. Die Inzidenz, Lokalisation und Intensität von Rücken-/Beckenschmerzen, sowie die dadurch verursachte funktionelle Beeinträchtigung wurden anhand einer Selbstevaluierung festgehalten. Die wichtigsten Entbindungsergebnisse, einschließlich der Dauer der Geburt, Analgetikabedarf, Mobilität der Frau, sowie Art der Entbindung und Komplikationen bei Müttern und Neugeborenen wurden untersucht.

Ergebnisse Insgesamt 229 Frauen nahmen an der Studie teil. Die Prävalenz von Rücken-/Beckenschmerzen betrug 55,9 %, wobei in 14,0 % der Fälle die Schmerzen bereits vor der Schwangerschaft vorhanden waren. Die Schmerzen wurden meist im unteren Rückenbereich (40,6 %), Symphyse (23,3 %) und Steißbeinbereich (20,5 %) beschrieben. Sowohl die Häufigkeit und Intensität der Schmerzen nahm im Verlauf der Schwangerschaft schrittweise signifikant zu: in jedem Trimester jeweils 0 (IQR 0-6.5), 10 (IQR 1-20) und 20 (IQR 10-30) Tage/Monat, wohingegen 0 (IQR 0-3.75), 4 (IQR 1-6) und 6 (IQR 5-8) Punkte auf einer visuellen Analogskala von 0-10 Punkte (p < 0.05). Auch das Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung nahm im Verlauf der Schwangerschaft zu: in jedem Trimester jeweils 2 (IQR 0-7.5), 19 (IQR 9-32) und 39 (IQR 25-55) Punkte auf einer Skala von 0-100 (p < 0.05). Bezüglich des Geburtsmodus zeigte sich bei den Frauen mit Rücken-/Beckenschmerzen in der Schwangerschaft eine signifikant erhöhte Kaiserschnittrate gegenüber Frauen ohne Schmerzen (11,9 % vs 28,9 %, p < 0,05). Das Risiko erwies sich auch in der multivariaten Analyse signifikant (OR 4.0, 95 % CI 1.1-15.0, p < 0.05). Darüber hinaus war hingegen die Multiparität ein Schutzfaktor für Kaiserschnitte (OR 0.2, 95 % CI 0.1-0.7, p < 0.05). Kein Unterschied gab es in der Rate von operativen vaginalen Geburten, wie auch in den weiteren berücksichtigten Parametern.

Diskussion Die Rücken-/Beckenschmerzen betreffen viele Schwangeren und nehmen in ihrer Ausprägung mit dem Schwangerschaftsalter zu. Dieser Zustand beeinträchtigt die Aktivitäten des täglichen Lebens und erhöht das Risiko einer Kaiserschnittgeburt.



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Article published online:
04 December 2020

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