Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 395
DOI: 10.1055/s-0040-1709320
Poster

Fallbericht peripartaler Abriss des Uterus von der linken Beckenwand bei Z. n. Endometrioseoperation

L Küper
Perinatalzentrum Level I der Städtischen Kliniken Mönchengladbach-Rheydt, Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
,
S Löhnes
Perinatalzentrum Level I der Städtischen Kliniken Mönchengladbach-Rheydt, Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
,
H Lehnen
Perinatalzentrum Level I der Städtischen Kliniken Mönchengladbach-Rheydt, Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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I. Gravida, I. Para mit 39+1 SSW, Z. n. LSK bei Endometriose, Entbindung per Spontanpartus. Postpartal hämodynamischer Schock bei Abriss des Uterus von der linken Beckenwand mit Blutung aus der linken Uterinarterie. Notfalllaparotomie mit suprazervikaler Hysterektomie.

33jährige I. Gravida, jetzt I. Para mit 39+1 SSW. Die Aufnahme der Pat. erfolgte bei Wehentätigkeit zur spontanen Geburt. Sub partu berichtete der Ehemann über eine behandelte Endometriose.

Nach rascher Eröffnungs- und Austreibungsperiode wurde das Kind, nach Anlage einer Episiotomie, problemlos vaginal geboren. Die Plazenta folgte spontan und samt Eihäuten vollständig.

Postpartal entwickelte die Pat. eine akute Kreislaufdepression. Der Uterus war allzeit gut kontrahiert, es zeigte sich keine verstärkte vaginale Blutung, regelrechte Episiotomie. Supportive Therapie mittels Akrinor und Volumen i. v., welche nicht zu einer Stabilisierung beitrugen. In der transabdominalen Sonographie keine intracavitären Residuen oder Koagel sichtbar. Im Verlauf jedoch zunehmender Nachweis freier Flüssigkeit intraabdominell und Schocksymptomatik.

Bei dringendem V. a. intraabdominelle Blutung fiel die Entscheidung zur Durchführung einer explorativen Querlaparotomie. Intraoperativ zeigte sich ein Abriss des Uterus von der linken Beckenwand ohne Eröffnung des Cavum uteri. Das gesamte Lig. latum war durch die Läsion eröffnet, zudem stellte sich das Lig. rotundum skelettiert dar. Neben einer spritzenden Blutung aus dem linken Uterinabereich waren diffuse Blutungsquellen im gesamten kleinen Becken aufzufinden. Hämodynamische Stabilisierung nach multiplen Transfusionen. Eine supracervikale Hysterektomie sowie Revision der Beckenwand wurden durchgeführt. Intraoperativer Hb-Abfall bis 5,1 g/dl.

Postoperativ intensivmedizinische Überwachung. Im Anschluss unauffälliger Wochenbettverlauf.

Wäre eine Hysterektomie vermeidbar gewesen? In diesem Fall war keine Anmeldung oder Geburtsplanung in unserer Klinik erfolgt, das Ausmaß der Endometriosesanierung stellte sich erst im Nachhinein heraus. In der aktuellen Literatur keine ausdrückliche Empfehlung zur Entbindung per sectionem nach ausgedehnter Endometrioseoperation ausgesprochen. Eine genaue Aufklärung der Patientin über mögliche Risiken, ein besseres Zusammenarbeiten der Operateure, niedergelassenen Fachärzte und Geburtsklinik wäre zur Optimierung des Outcomes wünschenswert.



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Article published online:
04 December 2020

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