Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 401
DOI: 10.1055/s-0040-1709333
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Body mass index und maternale Gewichtszunahme bei 10603 Zwillingsschwangerschaften: multivariate Analysen von Risikofaktoren und Outcome auf der Basis einer neuen Klassifikation zur Gewichtszunahme

J Schubert
1   Mutter-Kind Zentrum, Philipps Universität Marburg
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
,
K Noever
1   Mutter-Kind Zentrum, Philipps Universität Marburg
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
,
N Timmesfeld
3   Institut für Biometrie und Epidemiologie, Ruhr Universität Bochum
,
B Arabin
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
› Author Affiliations
 

Zielsetzung Die Empfehlungen des Institute of Medicine in den USA (heute „National Academy of Medicine“)1 für die maternale Gewichtszunahme bei Zwillingsschwangerschaften sind nur provisorisch und enthalten keine Angaben zur wöchentlichen Gewichtszunahme oder für untergewichtige Frauen. Ziel dieser Studie ist daher, Risikofaktoren und Auswirkungen des body mass index (BMI) und der maternalen Gewichtszunahme bei Gemini-Schwangerschaften in einem großen Kollektiv zu untersuchen.

Methoden Ausgewertet wurden nach ausgedehnter Plausibilitätskontrolle sowie Anwendung definierter Einschlusskriterien Daten von 10 603/13 725 Zwillingsschwangerschaften aus der perinatologischen Landesdatenbank Hessen zwischen 2000 und 2015. Zur Klassifikation der Gewichtszunahme wurden alle Werte mit dem Gestationsalter korrigiert und Quartilen definiert: eine geringe Zunahme lag unter Q1 (< 419 g/Woche), eine normale Zunahme zwischen Q2 & Q3 (419 bis 692 g/Woche) und eine übermäßige Zunahme über Q4 (> 692 g/Woche). Die Quartilengruppen wurden mit Ausgangswerten des BMI nach WHO-Kriterien assoziiert. Durch ein multivariates logistisches Regressionsmodell wurden Risikofaktoren für BMI- Gruppen und Gewichtszunahme sowie der Einfluss des BMI und der Quartilengruppe2 auf das maternale und neonatale Outcome ermittelt.

Ergebnisse Untergewichtige, sowie Frauen mit einem BMI >25 kg/m2 oder mit ≥3 vorangegangenen Schwangerschaften hatten ein erhöhtes Risiko für eine geringe Gewichtszunahme <419g/Woche (Q1). Dies erhöhte das Risiko für eine Frühgeburt < 34 SSW (OR:1.88; CI 1.58-2.25), perinatale Mortalität (OR:2.23; CI 1.38-3.6), ein Geburtsgewicht < 1500g (OR:2.22, CI 1.8-2.74) und für Kaiserschnittentbindungen (OR:1.25, CI 1.05-1.48) signifikant (p < 0,01). Eine hohe Gewichtszunahme (Q4) hatte zwar keine signifikante Auswirkung auf die Kinder, allerdings stieg das Risiko, eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung zu entwickeln, bei Frauen mit Übergewicht (OR:1.53; CI 1.11-2.1), Adipositas (OR:2.85; CI 1.98-4.09) und/oder einer hohen Gewichtszunahme (Q4) (OR: 2.32; CI 1.79-3.02) (p < 0.001).

Diskussion Erstmalig haben wir anhand von eigens definierten Quartilen Risikofaktoren für abweichende Gewichtszunahme bei Zwillingsschwangerschaften sowie den Einfluss auf das Outcome definiert. Anders als bei Einlings- führt bei Zwillingsschwangerschaften eine geringe Gewichtszunahme zu signifikanten neonatalen Komplikationen.

Unsere Ergebnisse sollen die Beratung von Müttern mit Zwillingsgravidität verbessern.



Publication History

Article published online:
04 December 2020

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  • Literatur

  • 1 Rasmussen et al. National Academies Press. Washington: 2009
  • 2 Schubert et al. Arch Gyn Geb, in press