CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S8-S9
DOI: 10.1055/s-0040-1710462
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Aerodigestivtrakt

Vaskulitis/Riesenzellarteriitis als seltene Ursache unklarer Zungenschwellungen – Fallbericht und Abgleich mit aktueller Literatur

K Thum
1   Universitätsklinikum Tübingen, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Kopf-Hals-Chirurgie, Tübingen
,
Paul-Stefan Mauz
1   Universitätsklinikum Tübingen, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Kopf-Hals-Chirurgie, Tübingen
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Einleitung Als Ursache akuter Zungenschwellungen sind außer dem allergischen vor allem das hereditäre, medikamenteninduzierte, idiopathische oder das lymphoproliferativ erworbene Angioödem bekannt. Des Weiteren sind Entzündungen oder Abszedierungen, ferner Vergiftungen oder das Melkersson-Rosenthal Syndrom in Betracht zu ziehen.

Methoden/Ergebnisse klinische Fallbeschreibung, Literaturrecherche Fallbeschreibung: Die primäre Vorstellung der 78-jährigen Patientin erfolgte aufgrund einer akuten Zungenschwellung, Zungenbrennen und einer leichten Schwellung bukkal sowie der medialen Lidanteile. Infektassoziierte Ödeme, akute faziale Ödeme in der Anamnese, Allergien oder eine ACE-Hemmer- oder Sartaneinnahme waren nicht bekannt. Temporale Schmerzen oder ein temporärer Visusverlust seien zu keinem Zeitpunkt aufgetreten. Es erfolgte die Aufnahme zu Prednisolon-, Antihistaminika- und Antibiotikagabe. Im Verlauf zeigte sich eine demarkierte, livide Verfärbung der linken Zungenhälfte, außerdem traten vierzehn Tage später plötzliche Sehstörungen beidseits auf, ein Fingerzählen war nicht mehr möglich. Es handelte sich mutmaßlich um einen Teilverschluss der Aa. centralis retinae beziehungsweise der Aa. ciliares beidseits. Histologisch konnte bei einer Probeentnahme der A. temporalis eine floride Arteriitis temporalis/Riesenzellarteriitis als Ursache eines thromboembolischen Ereignisses im Bereich der Zunge bestätigt werden. Die Therapie erfolgt durch Kortikoid- und Methotrexatgabe.

Schlussfolgerung Nach Ausschluss sämtlicher typischer Ursachen einer Zungenschwellung muss an einen Gefäßverschluss gedacht werden, welcher zwingend weiter diagnostisch verfolgt werden sollte. Die Manifestation einer Vaskulitis im Bereich der A.lingualis ist bisher in nur wenigen Fallberichten beschrieben.



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10 June 2020

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