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DOI: 10.1055/s-0040-1713230
Lupus, das Chamäleon
Hintergrund: Patientinnen mit Systemischem Lupus erythematodes (SLE) weisen ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen auf. Hierzu zählen eine erhöhte Abortrate, intrauterine Wachstumsrestriktion, Präeklampsie und aus rheumatologischer Sicht eine Aggravierung der Grunderkrankung, v. a. wenn präkonzeptionell eine erhöhte Aktivität vorliegt.
Fallbericht/Anamnese: 37 Jahre, Erstdiagnose SLE 2012, bisher ohne Organbeteiligung, G2/P1, Z. n. primärer Sectio 2016 (unkomplizierte Schwangerschaft), Z. n. PM-Implantation wegen eines AV-Block III° 2007, Z. n. Hüft-TEP bds 2014 (Hüftdysplasie). Ungeplante Schwangerschaft in Phase erhöhter Krankheitsaktivität (Pleurodynie). Medikation: Imurek, Quensyl, Aprednislon, ASS100 mg
Verlauf: Stationäre Aufnahme in der 20 + 2 SSW aufgrund von akuter Dyspnoe und thorakalen Schmerzen, kein Fieber, erhöhtes CRP (198,5 mg/l) ohne Leukozytose. Im Thoraxröntgen kein pneumonisches Infiltrat. Aufgrund der klinischen Symptomatik und aPL-Positivität wird auf eine CT bei V. a. Pulmonalembolie verzichtet. Beginn der therapeutischen Antikoagulation mit LMW-Heparin. Empirische Antibiose mit Curam bei Pneumonieverdacht. Pausieren des Immunsuppressivums. Keine klinische Besserung. In seriellen Herzechos entwickelt die Patientin einen Perikarderguss (2 cm), woraufhin die Steroidtherapie erhöht wird. Transferierung der Patientin zur weiteren Betreuung an die Universitätsklinik für Rheumatologie (AKH) aufgrund des Verdachts eines akuten Lupusschubes. Hochdosierte Steroidtherapie und Wiederbeginn mit Imurek. Unter dieser Therapie kommt es zu einer deutlichen klinischen Besserung, echokardiographisch Regredienz des Perikardergusses. Während des stationären Aufenthaltes werden regelmäßige sonographische Kontrollen durchgeführt, der Fetus stets zeitgerecht entwickelt ohne Auffälligkeiten. Nach der stationären Entlassung der Patientin finden ambulante Kontrollen in 2 – 3 wöchentlichen Abständen statt. Die Patientin befindet sich derzeit in SSW 31, eine primäre Sectio aufgrund der Hüft-TEP und bei Z. n. Sectio ist geplant.
Schlussfolgerungen: Eine Schwangerschaft bei SLE sollte in einer Phase der Remission geplant werden. Eine ungeplante Schwangerschaft unter erhöhter Krankheitsaktivität führte bei unserer Patientin zu einer Exazerbation der Grunderkrankung, die sich in Form einer rheumatischen Polyserositis äußerte. Dieser Fall zeigt die Wichtigkeit einer interdisziplinären Betreuung von Patientinnen aus dem Hochrisikokollektiv.
Publication History
Article published online:
02 June 2020
Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York