Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714013
Allgemeine und operative Gynäkologie

SUI Behandlung mit Laser – sinnvoll oder nicht?

A Kuszka
1   Frauenklinik der Klinik Preetz
,
V Viereck
2   Gynäkologische Abteilung des Kantonshospitals Frauenfeld, Schweiz
› Author Affiliations
 

Einleitung: Die Ursachen von urinärer Stressinkontinenz (SUI) finden sich als Beckenbodenschwäche in der mangelnden Stützung von Urethra und Blase oder in einer beeinträchtigten Funktion des Schließmuskels und damit einhergehendem gestörten Druckverhältnissen in der Urethra. Die beobachtete insuffiziente Beckenbodenstabilität kann als Folge veränderter Zusammensetzung des Bindegewebes und des stützenden Bandapparates durch eine verringerte Kollagenproduktion verstanden werden. Als Goldstandard hat sich dabei die operative Versorgung mit stützenden Bändern oder Netzen etabliert, doch wiegen gerade bei leichten Formen der SUI die Risiken einer OP immer schwerer. Für diese Fälle stellt sich die Mikrohyperthermie durch Laser als neue, non-invasive Behandlungsalternative dar. Mit unserer Studie am Beckenbodenzentrum des Ev. Krankenhauses Hagen/Haspe wollten wir die nach Laserbehandlung auftretenden kurz- und mittelfristigen Veränderung, unter Berücksichtigung verschiedener SUI Grade bewerten.

Material und Methoden: 59 Patientinnen, 32 mit geringen (SUI I), 16 mit mittleren (SUI II) und 11 mit schweren (SUI III) Beschwerden wurden 5 x im Abstand von 4 Wochen gemäß dem Er : YAG-Smooth-Behandlungsschema (Er : YAG-Laser; Fotona, Ljubljana, Slowenien) behandelt. Vor und nach, drei, sieben Monaten nach der ersten und 24 Monaten nach der letzten Behandlung fanden jeweils Pad-Tests-Messungen und Befragungen (ICIQ- UI SF/PISQ-12) statt. Als „geheilt“ definierten wir < 2 g Urin beim Pad-Test oder einen ICQ-UI SF-Wert ≤ 5; „verbessert“ bedeutet eine 50% Verringerung beim Pad-Test, „ohne Verbesserung“ bedeutete weniger als 50% Reduktion beim Pad-Test oder ein ICIQ-UI SF > 5.

Ergebnisse: Noch zwei Jahre nach Abschluss der letzten Behandlung (fünf Sitzungen in vier Monaten) konnten noch 78% (25 von 32) der Patientinnen mit Grad I Inkontinenz aufgrund des Pad-Tests als „geheilt“ bzw. „verbessert“ klassifiziert werden. Der Median z. B. verringerte sich während der Behandlungsdauer von 7 g auf 3 g Urinverlust. Diese objektiven Messwerte korrelierten auch mit dem über den Fragebogen (ICIQ-UI SF) erhobenen subjektivem Empfinden der Patientinnen. Hier waren es nach zwei Jahren noch 66% (21 von 32) die einen Wert von ≤ 5 auf einer Skala von 0 („keine Probleme“) bis 21 (schwere Probleme) erzielten. Weniger deutlich fiel die Verbesserung bei den 16 Grad II Patientinnen aus. Hier konnten gemäß den Pad-Test Ergebnissen zwei Jahre noch der letzten Behandlung 31% (5 von 16) als geheilt bzw. verbessert gewertet werden. Bei der Fragebogenauswertung zeigte sich, dass dies auch von den Patientinnen subjektiv so empfunden wurde. Hier bewerteten nur 13% (2 von 16) ihr Empfinden unter dem für „geheilt“ definierten Wert von ≤ 5. Am wenigsten überzeugen konnte die Methode bei den Grad III Patientinnen Hier gab es zwei Jahre nach der letzten Behandlung keine „Heilung oder Verbesserung“.

Schlussfolgerungen: Diese Ergebnisse liefern erste Anzeichen dafür, dass die non-invasive Mikrohyperthermie das Beckenbodengewebe strukturell verbessern kann. Allerdings scheint diese Wirkung auf leichte Formen der SUI beschränkt und ist kein Ersatz für die operative Versorgung. Dafür spricht, dass sie nebenwirkungsarm ist. Wir waren bei insgesamt ca. 700 durchgeführten Behandlungen nur mit sechs Vorkommnissen von unerwünschten Nebenwirkungen konfrontiert. Wir sehen sie deshalb als gute Alternative bei jüngeren, sportlichen Frauen oder nach der Geburt, für die diese Behandlung gegenüber Einlagen, Beckenbodengymnastik oder Pessaren besser akzeptabel ist.



Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York