Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e158
DOI: 10.1055/s-0040-1718036
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Operative Gynäkologie, Urogynäkologie I

Symptome von über-, unteraktiver Blase, Stuhlinkontinenz, Stuhlentleerungsstörung und Schmerzen treten häufig koexistierend bei Frauen mit vaginalem Prolaps auf und können durch vaginale ligamentäre Prolapskorrektur geheilt werden.

B Liedl
1   Urologische Klinik Planegg, Beckenbodenzentrum Planegg, Planegg, Deutschland
,
N Grigoryan
1   Urologische Klinik Planegg, Beckenbodenzentrum Planegg, Planegg, Deutschland
,
M Witczak
1   Urologische Klinik Planegg, Beckenbodenzentrum Planegg, Planegg, Deutschland
,
S Sutherland
2   The Pelvic Health Center, University of Washington, Urology, Seattle, Vereinigte Staaten von Amerika
,
K Tuchenhagen
3   Urologische Klinik Planegg, Beckenbodenzentrum München, Planegg, Deutschland
,
J.-P Roovers
4   University of Amsterdam, Academic Medical Centre, Gynecology, Amsterdam, Niederlande
,
Propel-Studien-Gruppe › Author Affiliations
 

Zielsetzung Bindegewebige ligamentäre Lockerungen/Defekte können zu vaginalem Prolaps, aber auch zu Symptomen überaktiver Blase (duch Reizung der Dehnungsrezeptoren des Blasenbodens bei Laxizität der vorderen Vaginalwand), unteraktiver Blase, Stuhlentleerungsstörung (duch Minderung der Öffnungskräfte), Stuhlinkontinenz (durch Minderung der Verschlusskräfte der Beckenbinnenmuskulatur) sowie Schmerzen (durch Zerrung am Plexus pelvicus, insbesondere bei apikaler Hypermobilität) führen. Durch Analyse der Rohdaten der Propelstudie (ClinicalTrials.gov-Identifier:NCT00638235) sollen Häufigkeiten und Heilungsraten dieser Symptome bestimmt werden.

Material und Methoden In dieser prospektiven Multicenter-Studie (10 US, 6 EU) konnten 277 Frauen mit 2. - 4. gradigem Prolaps nach vaginaler netzgestützter Rekonstruktion mit Elevate ausgewertet werden. Präoperativ, 6, 12 und 24 Monaten postoperativ erfolgten POP-Q-Messung zur Bestimmung des Prolapsgrades und der -lokalisation. Ferner beantworteten die Frauen 46 Fragen des Pelvic-Floor-Disorder-Inventory(PFDI)-Fragebogens hinsichtlich der Symptombelästigung: nein - ja,überhaupt nicht - gering - mäßig - stark.

Ergebnisse Die Frauen beklagten – häufig koexistierend – sowohl bei Prolapsstadium 2 als auch 3-4, bei Prolaps im hinteren sowie vorderen Kompartiment Blasen- und Darmfunktionsstörungen und Schmerzen. Symptome über- und unteraktiver Blase konnten in 60 - 90 % anhaltend über 24 Monate geheilt werden. Frauen mit guter Rekonstruktion (POP-Q-Stadium 0-1 in jedem Kompartiment zu jedem Nachuntersuchungszeitpunkt) wiesen signifikant bessere Heilungsraten auf als Frauen mit weniger guter Rekonstruktion. Auch Symptome von Stuhlinkontinenz, Stuhlentleerungsstörung sowie Schmerzen ließen sich hochsignifikant häufig heilen.

Zusammenfassung Symptome von Blasen- und Darmfunktionsstörungen sowie Schmerzen treten häufig bei Frauen mit vaginalem Prolaps auf. Die hohen Heilungsraten dieser Symptome durch ligamentäre vaginale Prolapskorrektur weisen daraufhin, dass diese Symptome prolapsbedingt sein und somit chirurgisch geheilt werden können.



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Article published online:
07 October 2020

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