Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e53
DOI: 10.1055/s-0041-1730835
Abstracts
MGFG

Zweckentfremdeter Einsatz des Cook-Einleitungsballons zur sicheren Durchführung einer Notfallcerlage bei prolabierter Fruchtblase

L Jaax
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Halle, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum Level 1
,
S Seeger
Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Halle, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum Level 1
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Eine im II. bzw. beginnenden III. Trimenon hochgradige Verkürzung und Dilatation der Cervix uteri mit bis zum Os externum oder gar in die Scheide prolabierte Fruchtblase stellt die wohl ausgeprägteste Form einer Zervixinsuffizienz dar. Durch einen Progress des Befundes und eine aszendierende Infektion der freiliegenden Fruchtblase ist in einem meist kurzem Zeitintervall mit einem Spätabort oder einer Frühgeburt zu rechnen.

Nach Ausschluss einer bereits vorliegenden Infektion stellt die umgehend durchgeführte Notfallcerclage eine Therapieoption dar. Studien belegen eine signifikant verlängerte Tragzeit im Vergleich zum konservativen Vorgehen.

Die Durchführung der Notfallcerclage ist bei bereits eingetretenem Fruchtblasenprolaps jedoch erschwert durchführbar und vom Risiko eines iatrogenen Blasensprungs (iPPROM) begleitet. Es sind bereits mehrere Verfahren beschrieben, mit denen intraoperativ vor Anlage des Cerclagebandes eine Reposition der Fruchtblase, idealerweise bis über das Os internum der Cervix hinaus, bewirkt werden soll. Auch eine transabdominale temporäre Entlastungsamniozentese ist beschrieben. Zum Einsatz kommen u.a. gestielte Tupfer oder zweckentfremdete Blasenkatheter. Bisher wurde hierfür kein spezielles Medizinprodukt entwickelt, mit dem die Fruchtblasenreposition sicher gelingt und ein iPPROM verhindert werden kann.

Zur Reposition der Fruchtblase nutzen wir einen Zervixreifungsballon der Firma Cook. Vorteile dieses Medizinproduktes sind, dass der apikale Ballon mit bis zu 80 ml Volumen aufgefüllt werden kann und damit selbst bei weit vorangeschrittener Dilatation des Muttermundes eine Fruchtblasenreposition gelingen kann. Der Katheter ist durch einen starren Mandrin gut führ- und vorschiebbar. Nach chirurgischer Anlage des Cerclagebandes ist bei dessen Zuziehung durch eine langsame Volumenreduktion des apikalen Ballons und langsamer Rückführung des Katheters ein Reprolaps vor Verknotung des Cerclagebandes weitestgehend verhinderbar.

Anhand einer Kasuistik wird der Einsatz des Ballons bei einer Notfallcercalge bei 21+3 SSW zur Reposition, der durch einen für 4 cm eröffneten Muttermund, bis in die Scheide prolabierten Fruchtblase bebildert beschrieben.

Ziel des Artikels ist, unsere Erfahrung mit anderen Kliniken zu teilen und dabei eine technische Hilfe aufzuzeigen, die dem erfahrenen Operateur selbst bei relevanter Eröffnung mit Fruchtblasenprolaps einen notfallmäßigen Verschluss des Muttermundes möglich macht und das Risiko des iPPROM reduziert.



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Article published online:
01 June 2021

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