Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e55
DOI: 10.1055/s-0041-1730840
Abstracts
MGFG

Hydrops fetalis bei schwerer fetaler Anämie aufgrund einer konnatalen Syphilisinfektion

K Reinhardt
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Halle, Deutschland
,
M Riemer
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Halle, Deutschland
,
E Wittig
2   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Halle, Deutschland
,
S Seeger
3   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Halle, Deutschland
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Halle, Deutschland
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Laut Informationen des Robert-Koch-Instituts gehört die venerische Syphilisinfektion zu den weit verbreiteten Infektionskrankheiten. Seit gut 10 Jahren steigt die Anzahl der gemeldeten Infektionsfälle in Deutschland kontinuierlich. Die konnatale Syphilis bleibt dabei auf Einzelfälle begrenzt und stellt insgesamt ein seltenes Krankheitsbild dar [1].

Dies ist vor allem den Screening-Untersuchungen der Schwangeren zu verdanken: Entsprechend den Mutterschaftsrichtlinien sollte zu einem möglichst frühen Zeitpunkt eine Lues-Suchreaktion durchgeführt werden. Es wird dabei im Mutterpass nur die Durchführung, nicht aber das Ergebnis der Untersuchung dokumentiert. Man geht davon aus, dass durch das Screening ca. 97% der konnatalen Syphilisinfektionen verhindert werden.

Eine unbehandelte Syphilisinfektion der Mutter geht mit einem hohen diaplazentaren Transmissionsrisiko einher und kann zu Aborten, Totgeburten, Frühgeburtlichkeit und dem klinischen Bild einer Lues connata führen.

Sonografische, eher unspezifische Hinweiszeichen beim Feten auf eine konnatale Syphilisinfektion können eine Plazentomegalie, eine Hepatomegalie, Aszites und selten ein Hydrops fetalis sein [2].

Ein intrauterin diagnostizierter Hydrops fetalis lässt typischerweise nicht unmittelbar an eine Syphilisinfektion denken. Typische Ursachen sind eher immunologischer Natur im Sinne einer Isoimmunisierung oder infektionsbedingt eine Parvovirus B19-Infektion.

Wir berichten von einer 31-jährigen 3-Gravida, 2-Para, die aufgrund eines ausgeprägten Hydrops fetalis bei schwerer fetaler Anämie in der 29+1 SSW zugewiesen wurde.

Wir führten eine ausführliche serologische Diagnostik einschließlich TORCH-Serologie durch und begannen die RDS-Prophylaxe. Geplant war eine intrauterine Bluttransfusion. Bei jedoch hoch pathologischem CTG musste noch vor Vollendung der RDS Prophylaxe und Durchführung der Transfusion die eilige Sectio caesarea erfolgen.

Das schwer deprimierte Kind zeigte klinisch typische Erscheinungen im Sinne eines Hydrops fetalis mit Aszites und Pleuraerguss. Laborchemisch fand sich eine schwere Anämie, Leukozytopenie und schwere Thrombozytopenie.

Das Kind wurde auf der neonatologischen Intensivstation unseres Hauses betreut.

Peripartal erhielten wir die Ergebnisse der TORCH-Serologie und konnten eine konnatale Syphilisinfektion als Ursache feststellen.

Trotz intensivieter Therapie verstarb das Kind kurze Zeit nach Entbindung an den schweren Folgen der Infektion.

Dieser Kasus soll auf das seltene Krankheitsbild einer konnatalen Luesinfektion sensibilisieren.



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Article published online:
01 June 2021

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