Z Gastroenterol 2021; 59(08): e168
DOI: 10.1055/s-0041-1733508
Helicobacter pylori
Donnerstag, 16. September 2021, 16:25-17:29 Uhr, Saal 4
Ösophagus und Magen

Kann ein H. pylori-Screening zur Reduktion des Magenkarzinoms in Deutschland wirtschaftlich sein?

JM Kittner
Diakonie Klinikum Neunkirchen, Innere Medizin, Neunkirchen, Deutschland
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Einleitung H. pylori wird als Karzinogen Stufe I eingestuft. Mit dem Stuhlantigen-Test ist eine einfach durchzuführende, sensitive und spezifische Screening-Methode verfügbar. Durch den Zuzug von im Ausland geborenen Personen wird die Prävalenz von H. pylori voraussichtlich wieder zunehmen.

Ziel Evaluation der Wirtschaftlichkeit eines einmaligen H.p.-Screenings bei Personen zwischen 35 und 60, z.B. im Rahmen des Ü35-Vorsorge mit anschließender etwaiger Eradikation und -kontrolle.

Methodik Kalkulation der Kosten von Screening und Behandlung in Gegenüberstellung zum Zugewinn krankheitsfreier Lebensjahre unter Annahme einer langfristigen Reduktion des Tumorrisikos nach Eradikation um 40 %.

Ergebnisse Pro Screening können 30 € für Arzthonorar und Stuhltest veranschlagt werden. Bei ca. 40 % der Getesteten ist eine Positivität zu erwarten, mit Kosten für Therapie und Eradikationskontrolle und etwaige Re-Therapie (ca. 10 %). Pro zu screenender Person entstehen in Annahme der genannten Häufigkeiten Kosten von ca. 115 €. Die Zielgruppe der zu Testenden umfasst in Deutschland ca. 14 Mio Personen, hieraus ergeben sich 1.617.140.000 €, die sich über mehrere Jahre verteilen.

Bei Magenkarzinom entsteht in Deutschland pro Patient ein Verlust von 8,7 tumorfreien Jahren, so dass bei ca. 15.000 Fällen pro Jahr 130.500 tumorfreie Jahren verloren werden. Könnte durch Screening und Eradikation eine Reduktion auf 9.000 Fälle erreicht werden, würde dies 52.200 gewonnenen tumorfreien Jahren entsprechend, denen pro Jahr Kosten von 19.485,44 € für Testung und Behandlung gegenüberstehen würden. Indirekte und intangible Kosten finden hier keine Berücksichtigung.

Schlussfolgerung Der Betrag pro tumorfreiem Lebensjahr liegt deutlich unter dem in westlichen Ländern als grenzwertig erachteten Betrag von 50.000 €. Die massenhafte Behandlung Asymptomatischer mit Antibiotika kann als problematisch wahrgenommen werden und würde eine epidemiologische Begleitforschung bezüglich Resistenzentwicklung erfordern, wobei sich eine H.p.-Eradikation sogar als günstig für das individuelle Mikrobiom gezeigt hat.



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Article published online:
07 September 2021

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