Z Gastroenterol 2021; 59(08): e222-e223
DOI: 10.1055/s-0041-1733654
Rund um die Lebertransplantation
Dienstag, 14. September 2021, 15:10-16:30 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Leber und Galle

Medikamentös-toxisches Leberversagen: neue Prädiktoren für Lebertransplantation oder Tod

S Weber
1   LMU Klinikum, Leber Centrum München, Medizinische Klinik und Poliklinik II, München, Deutschland
,
G Denk
1   LMU Klinikum, Leber Centrum München, Medizinische Klinik und Poliklinik II, München, Deutschland
,
C Woischke
2   Pathologisches Institut, Medizinische Fakultät, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland
,
AL Gerbes
1   LMU Klinikum, Leber Centrum München, Medizinische Klinik und Poliklinik II, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Ein akutes Leberversagen (ALV) ist potenziell lebensbedrohlich, insbesondere wenn ein medikamentöser Leberschaden (drug-induced liver injury, DILI) zu Grunde liegt (1, 2). Prädiktoren für einen schweren Verlauf sind weitgehend unerforscht (3).

Ziele Ziel war die Identifikation von prognostischen Markern für Lebertransplantation (LT) bzw. Tod bei DILI-ALV.

Methodik 33 DILI-Patienten mit ALV aus unserer prospektiven Studie zu potenziellem DILI (ClinicalTrials.gov: NCT 02353455) wurden in die Analyse eingeschlossen. Die DILI-Diagnose wurde anhand des RUCAM (Roussel Uclaf Causality Assessment Method) und Expertenmeinung gestellt. Ein schwerer Verlauf war definiert als Notwendigkeit zur LT oder Tod. Prädiktoren für einen schweren Verlauf wurden mittels Grenzwertoptimierungskurven und Youden-Index identifiziert.

Ergebnisse 14 der 33 Patienten (42 %) hatten einen schweren Verlauf im Sinne von Notwendigkeit zur LT (n=11, 33 %) oder Tod (n=3, 9 %). Es zeigte sich eine Assoziation mit niedrigen Thrombozyten- und Cholinestaserase- (CHE) Werten sowie höherem INR und MELD (Model for End-Stage Liver Disease) zu dem Zeitpunkt der Diagnose des Leberschadens (AUROC [area under the receiver operating characteristic curve] > 0.70). Hervorzuheben ist die CHE, welche bei einem cut-off von > 4.1 kU/L mit einer Sensitivität und Spezifität von 77 % bzw. 73 % zwischen Überleben und LT/Tod unterscheiden konnte. Kombinierte Scores zeigten eine noch bessere diagnostische Wertigkeit: Sowohl INR/CHE als auch INR/(CHE*Thrombozyten) und MELD/(CHE*Thrombozyten) zeigten eine AUROC von 0.91 und insbesondere INR/(CHE*Thrombozyten) und MELD/(CHE*Thrombozyten) hatten ein hohes Diskriminierungspotential mit einer positiven Likelihood-Quotienten (LRQ) von 13.8 und einem negativen LRQ von 0.08.

Schlussfolgerung Bei Diagnose einer akuten Leberschädigung sind INR, MELD Score, niedrige CHE- und Thrombozytenwerte und insbesondere die Kombination dieser Parameter signifikant mit einem schweren Verlauf eines medikamentös-induzierten ALV assoziiert. Solche Patienten sollten somit frühzeitig für eine LT evaluiert werden.



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Article published online:
07 September 2021

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