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DOI: 10.1055/s-2001-15033
Die Praxis der ärztlichen Leichenschau
External examination of the corpse in practicePublication History
Publication Date:
31 December 2001 (online)

Grundproblematik und Fragestellung: Die Qualität der ärztlichen Leichenschau ist von verschiedener Seite wiederholt kritisiert worden. Mit der vorgelegten Studie sollen Informationen über die praktische Durchführung der Leichenschau gewonnen werden, die für eine Qualitätsverbesserung der Leichenschau notwendig sind.
Methode: 1000 zufällig ausgewählte Ärzte aus dem Bereich der Ärztekammer Westfalen-Lippe wurden mit Hilfe eines Fragebogens zur Person, zu praktischen Aspekten der Durchführung der Leichenschau sowie zur Beeinflussung durch Dritte bei der Festlegung der Todesart befragt. Außerdem sollte für vier typische Fallkonstellationen die Todesart bestimmt werden.
Ergebnisse: Von den 1000 Fragebogen wurden knapp 30 % zurückgesandt, 289 konnten ausgewertet werden. Obwohl die Dauer der Leichenschau mehrheitlich mit durchschnittlich 20-30 Minuten angegeben wurde, entkleideten nur 25 % der Ärzte die Leiche in jedem Falle vollständig. Etwas weniger als die Hälfte der Ärzte wurde bei der Festlegung der Todesart schon einmal von Dritten beeinflusst, am häufigsten durch die Polizei. Bei der Einschätzung der Fallbeispiele bezüglich der Todesart wurde vor allem von Internisten unverständlich häufig ein natürlicher Tod diagnostiziert.
Folgerungen: Bei einer flüchtig durchgeführten Leichenschau und bei unvollständiger Entkleidung der Leichen bleibt das Auffinden von Anhaltspunkten für einen nichtnatürlichen Tod dem Zufall überlassen. Doch auch bei Fehlen solcher Anhaltspunkte sollte in unklaren Fällen, auch gegen Beeinflussungsversuche durch Dritte, die Todesart als ungeklärt klassifiziert werden. Zur Vermeidung von Abhängigkeiten und Konflikten bei der Leichenschau wäre eine Reform des Systems mit Einführung spezialisierter Leichenschauärzte erstrebenswert.
External examination of the corpse in practice
Background and Objective: The quality of the external examination of corpses has repeatedly been criticized. This study provides information on the performance of the external examination of bodies in practice which is necessary for improving the quality of the examination.
Methods: 1000 randomly selected medical practitioners from the »Ärztekammer Westfalen-Lippe« were sent a questionnaire concerning personal data, the performance of the external examination of bodies and possible influencing of the decision on the manner of death (i. e. natural, unnatural or uncertain) by a third person. In addition reports of four typical cases were presented and a classification of the manner of death was requested.
Results: The return rate of the questionnaires was almost 30 %, 289 questionnaires were evaluated. Although most doctors stated that the external examination took them 20 to 30 minutes, only 25 % undressed the body completely. Almost 50 % of the doctors had been influenced by a third person in the decision on the manner of death at least once, most often by the police. The four short cases were incomprehensibly often classified as »natural death«, especially by internists.
Conclusions: Signs of an unnatural cause of death will only be detected by chance if the body is only briefly examined and not undressed completely. If such signs are absent the manner of death should be classified as »uncertain« in unclarified or doubtful cases, even against attempted influencing by third persons. In order to avoid conflicts of interests it would be desirable if only specialized medical practitioners would perform the external examination of corpses.
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Korrespondenz
Dr. med. B. Vennemann
Institut für Rechtsmedizin Universität
Münster
Von-Esmarch-Straße 62
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