Ultraschall Med 2005; 26 - OP031
DOI: 10.1055/s-2005-917312

BEURTEILUNG DES LEBERFIBROSESTADIUMS MIT DER SONOGRAPHIE-BASIERTEN REALTIME-ELASTOGRAPHIE

M Friedrich-Rust 1, P Samaras 1, M Ong 1, E Herrmann 1, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Germany

Problemstellung: Realtime-Elastographie (SonoElastographie Modoul, Hitachi EUB8500) ist eine Technik, bei der mit normalen Ultraschallimpulsen der Umfang der Verschiebungen der Ultraschallechos vor und nach einer Kompression des zu untersuchenden Gewebes abgeleitet wird. Das aus den Verschiebungswerten rekonstruierte Dehnungsfeld wird anschließend von rot bis blau farbkodiert dargestellt (rot=hohe Elastizität / weiches Gewebe; blau=geringe Elastizität / hartes Gewebe) und dem B-Bild überlagert, so dass über die untersuchte Region eine quantitative Auswertung der Gewebeelastizität möglich ist. Ob die Realtime-Elastographie eine valide nicht-invasive Einschätzung des Leberfibrosestadiums ermöglicht, wie es z.B. für die transiente Elastography (Fibroscan) gezeigt werden konnte, ist bisher nicht bekannt.

Methoden: Siebzehn Patienten mit chronischer Virushepatitis und histologischem Fibrosegrad F0-F5 (ISHAK-score, Leberpunktion nicht älter als 14 Tage), 12 Patienten mit sonographisch oder histologisch gesicherter Leberzirrhose und als Kontrollgruppe 20 gesunde Probanden erhielten eine Realtime-Elastographie (Hitachi EUB-8500, Schallkopf 13MHz, Eindringtiefe 2–5cm, durchschnittliche Fläche 350–500 mm2, Untersuchungsdauer 5–10min). Bei jedem Probanden wurden von interkostal 10 Elastizitätswerte in Form farbkodierter Bilder erfasst. In die Auswertung wurden nur die Bilder aufgenommen, die unter Ausübung eines standardisierten Drucks entstanden sind (Druck 3/4 auf einer Skala von 1–6). Mithilfe eines speziell entwickelten Computerprogramms (Matlab 6.5) wurde eine Rück-Quantifizierung der Farbkodierung auf einer Skala von 0 bis 1 untersucht (0=max. Elastizität; 1=minimale Elastizität), verschiedene Berechnung zur Elastizität durchgeführt und mit dem histologischen Fibrosestadium korreliert

Ergebnisse: Es ergab sich eine optimale Korrelation bei der Beschreibung der Elastizität durch den Median aller Messungen pro Proband, wobei auch die einzelnen Messungen durch den Median charakterisiert wurden. Die Elastizität bei gesunden Probanden (0,68±0,06), Patienten mit F0-F1 Fibrose (0,74±0,08) und Patienten mit F2-F6 Fibrose (0,81±0,06) korrelierte signifikant mit dem Fibrosestadium (Kruskal-Wallis-Test p<0,001). Der Spearman- Korrelationskoeffizient zwischen diesen Variablen und dem APRI-score (AST to platelet ratio index) betrug 0,61 (p<0,001).

Schlussfolgerungen: Die Realtime-Elastographie stellt eine einfache, nicht-invasive Methode zur Einschätzung der Leberfibrose dar, die ohne zusätzliche Geräte während einer normalen Sonographie der Leber durchgeführt werden kann. Die Unterscheidung zwischen ≤ F1 und ≥ F2 bis F6 (Zirrhose) zur Beurteilung der Therapieindikation bei Patienten mit chronischer Hepatitis könnte vielen Patienten eine invasive Leberpunktion ersparen.