Ultraschall Med 2005; 26 - OP115
DOI: 10.1055/s-2005-917395

HAT DIE ANZAHL DER BIOPSIEN EINEN EINFLUSS AUF DAS ERGEBNIS BEI THORAKALEN HERDBILDUNGEN?

S Beckh 1, KK Kirchpfening 1, JH Ficker 1
  • 1Medizinische Klinik 3, Schwerpunkt Pneumologie, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Germany

Problemstellung: Die sonographisch gezielte diagnostische Biopsie thorakaler Läsionen ist mittlerweile ein etabliertes Verfahren mit hoher Trefferquote. Bislang wurde jedoch noch nicht untersucht, ob die Anzahl der Biopsien eine Bedeutung für das Ergebnis hat.

Methoden: Es wurden Thoraxbiopsien von 334 Patienten im Zeitraum von 1993 bis 2005 ausgewertet. Die Gewebeentnahmen wurden unter sonographischer Sicht, teils in Freihandtechnik, teils mit einem Punktionsschallkopf ausgeführt. Punktiert wurden Läsionen von Thoraxwand (25), Pleura (67), Lunge (200) und Mediastinum (42). In der Regel wurde eine Lokalanästhesie verabreicht. Zur Gewebeentnahme wurden automatisierte Biopsiesysteme mit der Nadelstärke 18 oder 16 G, zur Zytologie Kanülen mit 21 G verwendet. Bei V.a. Pleuramesotheliom, Lymphom, Sarkom oder Mediastinaltumoren wurde immer die Entnahme mehrerer Gewebezylinder angestrebt. Bei V.a. Tuberkulose wurde immer Material für Histologie (in Formalin) und Bakteriologe (in NaCl) entnommen.

Ergebnisse: Von 334 Biopsien waren insgesamt 299 (89,5%) positiv. Falls ein mal punktiert wurde, konnte bei 85 (86,7%), bei 2-facher Punktion bei 177 (92,7%) und bei 3- und mehrfacher Punktion bei 37 (82,2%) Patienten ein positives Ergebnis erzielt werden. Für die Histologie / Zytologie verteilten sich die Quoten auf

89,5% / 83,3% bei 1-maliger, auf 90,0% / 72,0% bei 2-maliger, auf 73,3% / 62,0% bei 3- und mehrmaliger Punktion. Die Anzahl der Punktionen (1,2, 3 und mehr) war für die einzelnen Strukturen am Thorax unterschiedlich: Lunge (27,3%, 56,4%,

16,3%), Pleura (25,3%, 61,6%, 13,1%), Thoraxwand (50,0%, 44,4%, 5,6%), Mediastinum (37,8%, 55,6%, 6,6%). An der Lunge wurde das beste Ergebnis

(97,9%) bei 2-maliger Punktion erreicht. An der Pleura waren die Trefferquoten für 1-malige (88,0%) und 2-malige (87,0%) Biopsie gleichwertig, weitere Gewebeentnahmen führten zu keiner Verbesserung. Am Mediastinum stieg die Quote der positiven Befunde mit der Anzahl der Punktionen. An der Thoraxwand ergaben sich keine Unterschiede. Komplikationen waren insgesamt selten und nicht korreliert mit der Anzahl der Punktionen.

Schlussfolgerungen: Das histologische Ergebnis war für Läsionen am Thorax bei zweimaliger Gewebeentnahme am besten, das zytologische bei einmaliger Punktion. Mit weiteren Punktionen, die insbesondere bei ausgeprägt nekrotisierenden Läsionen erfolgten, konnte mit der Nadelbiopsie ausser am Mediastinum keine bessere Ausbeute erzielt werden. Raumforderungen am Thorax sind häufig sehr heterogen strukturiert. Mit der Gewebeentnahme an nur einer Stelle wird nicht immer ausreichend repräsentatives Material gewonnen. Bei 2 Proben steigt die Trefferquote, ohne dass die Anzahl der Komplikationen zunimmt. Insbesondere bei sonomorphologisch sehr heterogenen Tumoren, immer bei Mediastinaltumoren, Lymphom- oder Pleuramesotheliomverdacht sollten 2-fache Gewebeentnahmen durchgeführt werden.