Ultraschall Med 2005; 26 - OP141
DOI: 10.1055/s-2005-917421

LYMPHADENITIDEN DURCH ATYPISCHE MYKOBAKTERIEN BEI KINDERN – BEWERTUNG DES THERAPIEERFOLGES DURCH SONOGRAPHISCHE VERLAUFSKONTROLLEN

M Sigl-Kraetzig 1, L Károlyi 1, KM Debatin 1, M Leichsenring 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany

Problemstellung: Infektionen mit sog. “atypischen“ Mykobakterien (mycobacteria other than tuberculosis; MOTT) imponieren im Kindesalter meist als zervikal oder präaurikulär lokalisierte Lymphadenitiden. Ist eine komplette chirurgische Entfernung der betroffenen Areale nicht möglich, so bleibt als therapeutische Alternative lediglich eine lang dauernde antibiotische Kombinationstherapie. Oft gestaltet es sich schwierig, den Erfolg der Therapie und den richtigen Zeitpunkt ihrer Beendigung klinisch abzuschätzen. Dies besonders, da Infektionen mit MOTT zur Ausbreitung in die Tiefe des Gewebes, zu Fistelbildungen und Lokalrezidiven neigen.Die sonographische Beurteilung von pathologischen Lymphknotenveränderungen im Kindesalter ist deutlich schwieriger als im Erwachsenenalter: Sowohl durch ihre Größe als auch Form, Solbiati-Index, Sonomorphologie und Perfusionsmuster sind die dargestellten Lymphknoten oft nicht eindeutig einem malignen oder entzündlichen Prozess zuzuordnen, da im Kindesalter Lymphknoten auch im Rahmen entzündlicher Prozesse bizarre Formen, monströse Größen und eine suspekte Sonomorphologie aufweisen können.

Methoden: Wir berichten über den klinischen und sonographischen Verlauf bei 5 Kindern mit MOTT-Lymphadenitis.Die sonographischen Untersuchungen der Halsweichteile und cervikalen Lymphknoten wurden mit einem High-End-Ultraschallgerät (Acuson Sequoia 512) unter Benutzung eines 8-MHz-Linearschallkopfes (8L4) durchgeführt.

Ergebnisse: Die initiale sonographische Diagnostik und sonographische Verlaufskontrollen bei mehreren Kindern mit MOTT-Lymphadenitiden weisen, neben den Veränderungen der Lymphknoten selbst, fast immer auch Reaktionen des umgebenden Weichteilgewebes auf: Die unterschiedlich großen (1–3cm) suspekten Lymphknoten sind meist von verminderter Echogenität, mäßig inhomogener oder gelegentlich sogar homogener Textur, meist ohne Hiluszeichen, oft mit bogig darstellbaren Gefäßverläufen, gelegentlich mit abszeßverdächtigen Strukturen. Zumeist finden sich in den umgebenden Weichteilen echoverminderte, nicht scharf abgrenzbareAreale, gelegentlich mit granulären Binnenechos. Duplexsonographisch ist eine Perfusionssteigerung nachweisbar.Bei unseren Patienten bildeten sich diese sonographischen Veränderungen unter der Therapie zurück. Dabei waren jedoch im Verlauf Auffälligkeiten sonographisch noch deutlich darstellbar, als sie klinisch schon nicht mehr sicher erfasst werden konnten.

Schlussfolgerungen: Mithilfe regelmäßiger klinischer und sonographischer Verlaufskontrollen lässt sich der Erfolg der gemäß Antibiogramm nach aktuellen DGPI-Empfehlungen durchgeführten antibiotischen Kombinationstherapie bei MOTT-Lympadenitiden sicher evaluieren. Die Gefahr für die Entstehung von Lokalrezidiven durch eine nur nach klinischen Aspekten gesteuerte, möglicherweise aber zu frühe Beendigung der Therapie lässt sich durch die sonographische Mitbeurteilung deutlich reduzieren.