Ultraschall Med 2005; 26 - OP183
DOI: 10.1055/s-2005-917464

STELLENWERT DER SONOGRAPHIE FÜR DIE REPOSITION LATERALER MITTELGESICHTSFRAKTUREN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER DISLOKATIONSFORM

D Gülicher 1, S Reinert 1
  • 1Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany

Problemstellung: Bei dislozierten lateralen Mittelgesichtsfrakturen ist die korrekte Positionierung des Jochbeins hinsichtlich Rotation und sagittaler Projektion zum Teil schwierig. Die üblicherweise exponierten Frakturbereiche sind für die Beurteilung der Jochbeinreposition nur bedingt geeignet. Die Jochbogenkontur ist palpatorisch oft nur unzureichend beurteilbar. Die chirurgische Exploration des Jochbogens ist dagegen chirurgisch sehr aufwendig und risikobehaftet. Die intraoperative sonographische Beurteilung bietet sich als Alternative an. In einer eigenen Pilotuntersuchung an 7 Patienten konnte die zuverlässige sonographische Beurteilung der Jochbogendislokation und -reposition gezeigt werden.

Methoden: Bei insgesamt 50 Patienten mit Jochbogenfraktur (15), Jochbeinfraktur (29) oder zentrolateraler Fraktur (6) erfolgte die Reposition unter sonographischer Kontrolle. Die Aussagekraft der Sonographie, der Benefit für den Op-Ablauf und die Repositionsqualität in Abhängigkeit von der Dislokationsform wurden evaluiert.

Ergebnisse: Die Jochbogendislokation und –reposition konnte sonographisch in über 90% zuverlässig dargestellt werden. Anhand der Jochbogenkontur konnte auch die Jochbeinposition sicher beurteilt werden. Die Sonographie war der klinischen Beurteilung deutlich überlegen und vergleichbar mit den Röntgendarstellungen. Vorteile der intraoperativen Verwendung der Sonographie waren die Erkennung kleinster Restdislokationen, die Intention von zusätzlichen oder korrigierenden Repositionsmaßnahmen von Jochbogen oder Jochbein und die Einsparung operativer Zugänge. Der Einsatz unter sterilen Bedingungen war problemlos, zeitlicher und finanzieller Mehraufwand erwiesen sich als gering. Insgesamt resultierten bei Versorgung mit sonographischer Kontrolle gute bis sehr gute Repositionsergebnisse. Vor allem atypisch dislozierte Jochbogenfrakturen und kombinierte Jochbein-bogenfrakturen profitierten von der sonographischen Visualierung.

Schlussfolgerungen: Die Sonographie ist für die intraoperative Repositionsbeurteilung gut geeignet und stellt ein sinnvolles Hilfsmittel bei der Jochbogen- und Jochbeinreposition dar. So lässt sich eine korrekte Reposition in nahezu allen Fällen erzielen. Der intraoperative Einsatz wird uneingeschränkt empfohlen.