Ultraschall Med 2005; 26 - P031
DOI: 10.1055/s-2005-917531

SELTENE DIFFERENTIALDIAGNOSE EINES MILZTUMORS NACH VORAUSGEGANGENEM TRAUMA

A Holle 1, EC Nötzel 1
  • 1Gastroenterologie, Universität Rostock, Rostock, Germany

Problemstellung: Fokale Milzläsionen sind selten und in der bildgebenden Diagnostik häufig schwierig zu klassifizieren. Auch der Einsatz von Ultraschallkontrastmittel verbessert diese Situation im Einzelfall nicht. In unserer Kasuistik wurden die differentialdiagnostischen Erwägungen zusätzlich durch ein vorausgegangenes Trauma beeinflusst.

Methoden: Eine 43-jährige Patientin klagte nach einem Treppensturz vorübergehend über linksseitige Flankenschmerzen. Nach einer Phase der Beschwerdefreiheit stellten sich erneut linksseitige Oberbauchbeschwerden ein. Im Rahmen einer geplanten Hüft-Operation bei Coxarthrose fielen erhöhte Entzündungsparameter auf. Die daraufhin veranlasste Sonographie zeigte eine große komplex strukturierte Raumforderung von 11×8cm der Milz mit fluktuierenden liquiden Anteilen. Differentialdiagnostisch wurde an ein nekrotisch zerfallenes Lymphom bzw. Malignom anderer Art oder an ein Hämatom nach Trauma gedacht. In der Kontrastmittelsonographie zeigte die frühe Parenchymphase bis 20 Sekunden den Hauptanteil der Raumforderung echosignalfrei, umgeben von einem saumartigen Kontrastmittelenhancement. In der späteren Parenchymphase zwischen 30 und 120 Sekunden war dann zunehmend auch intratumoral ein inhomogenes Kontrastmittelenhacement darstellbar, was die differentialdiagnostische Erwägung eines posttraumatischen Hämatoms unwahrscheinlich machte. In der CT-Untersuchung wurde eine zentral fast homogen hypodense Raumforderung ohne Verkalkungen und ohne Infiltrationsnachweis beschrieben und differentialdiagnostisch eine Sarkoidose, ein Hamartom, ein Z.n. Infarkt und eine parasitäre Absiedlung angeboten. Im interdisziplinären Konsil Konsens zur Splenektomie.

Ergebnisse: Histologisch fand sich ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom vom B-Zell-Typ. Nach Ausschluss einer extralienalen Lymphommanifestation handelte es sich bei unserem Kasus um den selten Fall eines primären Milzlymphoms.

Schlussfolgerungen: Grosse Milzlymphome können durch ausgedehnten nekrotischen Zerfall zu differentialdiagnostischen Schwierigkeiten in der bildgebenden Diagnostik führen. Die Kontrastmittelsonographie ist aber in solchen Fällen zumindest in der Lage, relativ sicher zwischen benigne und maligne zu unterscheiden.