Geburtshilfe Frauenheilkd 1997; 57(4): 234-237
DOI: 10.1055/s-2007-1023075
Einzelfalldarstellung

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zweizeitige Geburt bei extremer Frühgeburtlichkeit des ersten Mehrlings: Bericht von 3 Fällen

Delayed Delivery after Birth of an Extremely Immature Fetus: Report on Three CasesE. Beinder, E. Siebzehnrübl, M. Winkler, W. Frobenius, N. Lang
  • Universitäts-Frauenklinik Erlangen (Direktor: Prof. Dr. med. N. Lang)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die extreme Frühgeburtlichkeit in einem Schwangerschaftsalter zwischen 23 und 26 Wochen ist mit einer hohen perinatalen Mortalität und Morbidität verbunden. Ein aktives, schwangerschaftsprolongierendes Vorgehen nach der unaufhaltsamen Geburt des ersten Feten bei einer Mehrlingsschwangerschaft könnte in diesem Schwangerschaftsalter wertvolle Zeit für die in utero verbliebenen Feten gewinnen. Patientinnen und Methodik: Bei drei Mehrlingsschwangerschaften (einmal Zwillinge, zweimal Drillinge) kam es in der 23 + 2, 24 + 2 und 24 + 7 Schwangerschaftswoche zur Spontangeburt des ersten Mehrlings. Nach der Geburt dieses Kindes wurde die Nabelschnur ligiert, eine Cerclage in der Technik nach McDonald angelegt sowie eine peri- und postoperative Tokolyse und Antibiose verabreicht. Ergebnisse: Bei zwei Schwangerschaften (einmal Drillinge, einmal Zwillinge) gelang eine Verlängerung der Schwangerschaft um 22 bzw. 70 Tage. Vier der fünf Kinder überlebten. Der Wochenbettverlauf dieser Mütter war unauffällig. Bei der dritten Schwangerschaft (Drillinge) kam es am Tag der Geburt des ersten Kindes zu einer Amnioninfektion. Das erste, spontan geborene Kind überlebte; die am Tag danach durch Sektio entbundenen Kinder verstarben. Die Mutter erlitt im Wochenbett eine Sepsis aufgrund einer infizierten Ovarialvenenthrombose. Schlußfolgerung: Die Prolongation einer Mehrlingsschwangerschaft nach der Geburt des ersten Kindes in einem Schwangerschaftsalter von 23 bis 26 Wochen ist in gewissen Fällen eine erfolgversprechende Maßnahme, um die Reife der intrauterin verbliebenen Feten zu erhöhen. Dieser Vorteil muß gegen die negativen Auswirkungen einer möglicherweise auftretenden Amnioninfektion abgewogen werden.

Abstract

Objective: Extreme immaturity between 23 and 26 weeks of gestation is associated with high neonatal mortality and morbidity. The Prolongation of multifetal gestations after the delivery of the first fetus might achieve a gestational age for the remaining fetus(es) more compatible with neonatal survival. Study design: In three twin and triplet pregnancies the first fetus was born at a gestational age of 23 + 2, 24 + 2 and 24 + 7 weeks. We used cervical cerclage, tocolysis and antibiotic therapy to extend the intrauterine life of the remaining fetus(es). Results: In two pregnancies (triamniotic, trichorionic triplets and biamniotic, monochorionic twins) we succeeded in prolonging the gestation of the in utero remaining fetus(es) for 22 and 70 days. Only the first born fetus with a gestational age of 23 + 2 weeks died, the other four neonates survived. No maternal complications occurred in these two patients. In the third pregnancy (triamniotic, trichorionic triplets) chorioamnionitis was the reason for a Caesarean section one day after the spontaneous delivery of the first fetus. The first fetus survived while the other two died. The mother developed septicaemia due to a infectious ovarian vein thrombosis. Conclusion: Delayed delivery in multifetal pregnancies with extreme immaturity of the first fetus might be a reasonable option in some pregnancies to enhance maturity of the in utero remaining fetuses. This advantage must be weighed up against the risk of severe chorioamnionitis seen in one patient in our series.

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