Geburtshilfe Frauenheilkd 1994; 54(12): 679-684
DOI: 10.1055/s-2007-1023623
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Antepartale Lungenreifebestimmung aus dem Fruchtwasser - Indikationen und neue Methoden

Assessment of Fetal Lung Maturity in Amniotic FluidV. Ragosch, S. Hundertmark, C. Stolowsky, U. Lorenz, B. Arabin, H. Weitzel
  • Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universitätsfrauenklinik Benjamin Franklin, FU Berlin
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Obwohl die Durchführung einer fetalen Lungenreifebestimmung gerade im deutschsprachigen Raum immer seltener vorgenommen wird, ist eine verläßliche Information über den fetalen Lungenreifegrad in der Betreuung von Risikoschwangerschaften nach wie vor von großer Bedeutung. Die Nebenwirkungen und auch Kosten einer postpartalen Surfactantgabe oder präpartalen Glukokortikoidgabe können bei Nachweis der Reife vermieden werden. Indikationen zur Durchführung der Bestimmung sind besonders bei drohender rühgeburt einschließlich des vorzeitigen Blasensprunges vor der 34. Schwangerschaftswoche und bei unsicherem Gestationsalter gegeben. Zusätzlich bei Präeklampsie und bei schlecht eingestellten Diabetespatientinnen mit der Notwendigkeit der vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung. Zur Verbesserung der Handhabung und Aussagekraft fruchtwasseranalytischer Verfahren stellen wir ein neues diagnostisches „Sequenzschema“ aus drei einfach durchzuführenden Testmethoden vor (in der Reihenfolge: Amniostat-FLM® ultrasensitive, Messung der lamellar bodies im Fruchtwasser und die Surfactant/Albumin Ratio mit dem TDx-FLM®). Das Prinzip dieses Schemas beruht darauf, daß, falls ein Test Lungenreife anzeigt, die nachfolgenden Verfahren nicht mehr durchgeführt zu werden brauchen. Nur wenn alle drei Tests Lungenunreife anzeigen, wird für das Kind eine RDS-Gefährdung angenommen. Bei 87 Fruchtwasserproben mit 7 RDS-Fällen erzielten wir so sehr gute Vorhersagewahrscheinlichkeiten für das Auftreten eines RDS (Spezifität 90%; positive Korrektheit 47 %, Sensitivität 100%, negative Korrektheit 100%). In 62% reichte ein Test zur Lungenreifebestimmung aus. In diese Sequenz könnten auch andere Methoden, die bereits in Kliniken etabliert sind, eingebunden werden. Das führt möglicherweise zu gleich guten oder sogar besseren Ergebnissen. Ein Vorteil des vorgeschlagenen Vorgehens liegt in der einfachen Anwendbarkeit.

Abstract

Although fetal lung maturity determination is carried out more and more rarely in the German-speaking area, a reliable information about the degree of lung maturity is still very important in the care of high-risk pregnancies. The side effects and costs of a postpartal surfactant administration can be avoided if lung maturity is proved. Indications for determination of fetal lung maturity are the threatening preterm delivery and the premature rupture of membranes before the 34th week of gestation and uncertain gestational age. Furthermore, in preeclampsia resp. in diabetes mellitus, which is difficult to control, premature delivery may be necessary. To improve lung maturity testing we introduce a new “sequence scheme” containing three lung maturity tests which are easy to carry out (in the following sequence: Amniostat-FLM® ultrasensitive, counting of the lamellar bodies in amniotic fluid, surfactant/albumin ratio with TDx-FLM®). The principle of this scheme is, that if any of these three tests indicates lung maturity, the sequence is terminated and no further test is performed. Only if all three tests indicated immaturity, the child was at risk for RDS. In 87 amniotic fluid samples with 7 RDS-cases, we achieved high predictive alues for lung maturity (specificity 90%, sensitivity 100%, predictive value of positive test 47%, predictive value of negative test 100%). In 62% only one test was needed for lung maturity determination. It is possible to use other combinations in such a scheme (e.g. the L/S ratio). This might lead to equal or perhaps better results. An advantage of this suggested “sequence scheme” is that it can be performed in any clinic.

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