Fortschr Neurol Psychiatr 1996; 64(2): 49-65
DOI: 10.1055/s-2007-996372
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gedächtnisstörungen bei schizophrenen Erkrankungen

Memory Disorders in SchizophreniaA.  Brand1 , H.  Hildebrandt2 , E.  Scheerer3
  • 1Zentralkrankenhaus Bremen-Ost, Klinik für Psychiatrie
  • 2Universität Oldenburg, FB 5, Psychologie
  • 3Universität Oldenburg, Institut für Kognitionsforschung
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Publication History

Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

The recent literature on memory disorders in schizophrenic persons is reanalysed. The present interest in memory disorders as a core symptom of cognitive changes in schizophrenia derives from the fact that brain imaging methods have revealed a reduction of substance in the regions surrounding the lateral ventricles. Given this localisation, schizophrenics should suffer from pronounced memory deficits. The paper addresses (1) the role of memory disorders in an overall view of cognitive losses, (2) the pattern of memory losses (verbal vs non-verbal, short-term memory vs long-term memory, implicit vs explicit memory etc.) and (3) recent investigations based on simultaneous use of imaging procedures (fNMR, PET) and cortical activation during memory tasks. A survey of the literature renders it likely that frontal functions play an essential role in the type of memory deficits found among schizophrenics. Thus, a purely temporal localisation is unlikely. The reduced learning efficiency which accounts for most of the schizophrenics' cognitive problems points to a working memory disturbance. On the basis of these results, a model for the memory disorders of schizophrenics is developed. The model covers recent literature on working memory as well as neural network models of schizophrenic disorders. However, a differentiated psychopathological symptom and syndrome analysis remains a prerequisite for reducing the great variance of the schizophrenics' performance in memory tasks. The importance of cognitive rehabilitation for sociopsychiatric efforts aimed at re-integrating mentally ill persons should not be underestimated.

Zusammenfassung

Die neuere Literatur über Gedächtnisstörungen schizophrener Menschen wird reanalysiert. Gedächtnisleistungen werden heute deshalb als Kernsymptom kognitiver Veränderungen bei der Schizophrenie diskutiert, weil durch bildgebende Verfahren eine Substanzminderung in den Seitenventrikeln für eine Untergruppe von Schizophrenen wahrscheinlich gemacht wurde. Von daher sollten schizophrene Menschen auch deutliche Gedächtnisdefizite zeigen. Der Artikel diskutiert erstens die Rolle der Gedächtnisstörungen im Gesamtbild kognitiver Leistungseinbußen, zweitens das Muster der Gedächtniseinbußen (verbal oder nicht-verbal, Kurzzeitgedächtnis oder Langzeitgedächtnis, implizites oder explizites Gedächtnis etc.) und analysiert drittens die neueren Untersuchungen, die auf der gleichzeitigen Anwendung funktioneller bildgebender Verfahren (fNMR, PET) und Belastung des Gehirns mit Gedächtnisaufgaben beruhen. Der Überblick über die Literatur macht wahrscheinlich, daß frontale Funktionen für die Form des Gedächtnisdefizits eine wesentliche Rolle spielen, eine rein temporale Lokalisation also unwahrscheinlich ist. Die herabgesetzte Lernleistung, die tatsächlich zum Kern der kognitiven Probleme Schizophrener zählt, verweist auf eine Herabsetzung der Leistung des Arbeitsgedächtnisses. Auf den Ergebnissen aufbauend, wird ein Modell für die Gedächtnisstörungen Schizophrener entwickelt, das die neuere Literatur über die Funktionsweise des Arbeitsgedächtnisses umfaßt, aber auch Modellierungen schizophrener Störungen mit Hilfe neuronaler Netzwerke. Im Endeffekt bleibt aber eine differenzierte psychopathologische Symptom- und Syndromanalyse Voraussetzung, um die große Varianz der Leistungen schizophrener Menschen in Gedächtnisaufgaben zu verringern. Andererseits sollte die Bedeutung der kognitiven Rehabilitation für die sozialpsychiatrische Aufgabe der Reintegration psychisch kranker Menschen nicht unterschätzt werden.

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