Laryngorhinootologie 1998; 77(4): 179-184
DOI: 10.1055/s-2007-996957
Neurootologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Objektive Kriterien für die Begutachtung des vestibulären Schwindels*

Objective Evaluation of Reduction in Earning Capacity due to Vestibular DeficitsU. Reker, K. A. Frese
  • Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Direktor: Prof. Dr. H. Rudert)
* Auszüge vorgetragen als Referat vor der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Audiologen und Neurootologen am 14.3.1991 in Tübingen.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die quantifizierende Begutachtung des vestibulären Schwindels ist auch für erfahrene Untersucher schwierig. Aus diesem Grunde wird in den aktuellen gutachterlichen Empfehlungen den subjektiven Angaben des Patienten ein unseres Erachtens unangemessen hoher Stellenwert beigemessen. Methode: Auf der Grundlage der Leuchtbrillenuntersuchung nach Frenzel werden anhand von Parametern des Spontan- und Provokationsnystagmus objektive und quantifizierende Beurteilungskriterien für die Begutachtung vestibulärer Störungen vorgestellt. Gutachterliche Empfehlungen in Tabellenform für den einseitigen und beidseitigen Vestibularisausfall bzw. die Unterfunktion sowie den paroxysmalen Lagerungsschwindel ermöglichen die Einstufung der MdE anhand objektiver, allgemein nachvollziehbarer Kriterien. Schlußfolgerungen: Die zur Zeit verbreitete, überwiegend subjektive Bewertung von vestibulären Schwindelbeschwerden sollte nicht dauerhaft Grundlage der Begutachtung sein. Der qualifizierte HNO-Arzt hat grundsätzlich die Möglichkeiten zu einer objektiven und damit interindividuell vergleichbaren und insofern gerechten Einstufung des vestibulären Schwindels.

Summary

Background: Even for experienced examiners quantitative and objective medicolegal assessment of vestibular vertigo is difficult. Current medicolegal opinions place disproportionate emphasis on subjective symptoms. Methods: Based on parameters from spontaneous and provoked vestibular nystagmus with Frenzel's glasses, objective criterias for adequate medicolegal assessment of vestibular disorders are presented. Diagrams in tabular form for unilateral and bilateral vestibular dysfunction and benign peripheral positional vertigo allow assessment of reduction in earning capacity. Conclusions: The widespread use of subjective criteria in the medicolegal evaluation of vestibular complaints should not be accepted. The qualified ENT specialist is able to evaluate vestibular deficits using objective and reproducible methods.

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