Laryngorhinootologie 1998; 77(4): 185-190
DOI: 10.1055/s-2007-996958
Neurootologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Einfluß der Reizanstiegszeit und der Hochpaßmaskierung auf die frühen auditorisch evozierten Potentiale

Effects of Rise-Decay Time and High-Pass Masking on Auditory Brainstem ResponseD. Bunke, H. von Specht, R. Mühler, J. Pethe, Z. Kevanishvili
  • Medizinische Fakultät, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Abteilung für Experimentelle Audiologie und Medizinische Physik (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. H. von Specht) Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Problematik einer frequenzspezifischen Bestimmung der Hörschwelle durch Ableitung früher auditorisch evozierter Potentiale (FAEP) ist nach wie vor aktuell. Während einige Autoren Verfahren der selektiven Verdeckung zur Verbesserung der Frequenzspezifität empfehlen, gehen andere davon aus, dass man auch ohne Maskierung frequenzspezifische Potentiale erhalten kann. In der vorliegenden Arbeit wurden dazu die Einflüsse von Reizanstiegszeit und Hochpaßmaskierung auf die FAEP untersucht. Methode: Die Ableitung der FAEP erfolgte mittels Oberflächenelektroden zwischen Vertex und ipsilateralem Mastoid an 20 normalhörenden Probanden sowie an 10 Patienten mit Hochton- bzw. Tieftonhörverlust. Die Frequenz des Reizes betrug 1 kHz und die Reizanstiegs/-abfallzeit 1 ms (1-0-1) bzw. 2ms (2-0-2). Zur Maskierung diente hochpaßgefiltertes weißes Rauschen (Crenzfrequenz 1,5 kHz; Flankensteilheit 250 dB/Oktave). Dem Problem einer optimalen Maskierung wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Ergebnisse: Unter dem Einfluß der Hochpaßmaskierung fanden sich bei normalhörenden Probanden im Vergleich zu den unmaskierten FAEP verlängerte Mittelwerte der Latenzen und kleinere Mittelwerte der Amplituden der Welle V mit geringeren Unterschieden in Schwellennähe. Ähnliche Ergebnisse wurden an Patienten mit Hochtonhörverlust erhalten. Bei Patienten mit Tieftonhörverlusten war der Einfluß der Hochpaßmaskierung in Schwellennähe besonders ausgeprägt. Weiterhin wurden Latenz- und Amplitudendifferenzen der Welle V des 1-0-1- und des 2-0-2-Reizes aus den mit und ohne Hochpaßmaskierung erhaltenen FAEP ermittelt und verglichen. Dabei unterschieden sich nur die Latenzdifferenzen der beiden Reize im überschwelligen Bereich (70 dB nHL) signifikant voneinander. Schlußfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen für eine unzureichende Frequenzspezifität der FAEP für unmaskierte Reize im überschwelligen Bereich. Für den Einfluß der Reizanstiegszeit ergaben sich bei der Auswertung der Latenzen eine ähnliche Frequenzspezifität der FAEP beider Reize in Schwellennähe und eine höhere Frequenzspezifität der FAEP des längeren Reizes im überschwelligen Bereich. Bei einem Einsatz von 1-kHz-Kurzzeitreizen in der objektiven Audiometrie plädieren wir für Reize mit kurzer Reizanstiegszeit unter Verwendung der Hochpaßmaskierung.

Summary

Background: Problems of frequency-specific objective assessment of hearing threshold by means of auditory brainstem response (ABR) have been discussed recently. While a number of workers have recommended methods of selective masking to improve the frequency specificity, others belive that frequency-specific potentials can also be obtained without masking. In this context, the effects of rise-decay time and high-pass masking on ABRs were investigated. Method: ABRs were recorded in normal-hearing subjects and patients with high and low frequency hearing loss by means of surface electrodes between the vertex and the ipsilateral mastoid. The frequency of the stimulus was 1 kHz, and the rise-decay time 1 ms (1 -0- 1) or 2 ms (2-0-2). High-pass filtered noise (cutoff frequency 1.5 kHz; filter slope 250dB/octave) was employed for masking. Particular attention was paid to the problem of efficient masking. Results: In normal-hearing subjects under the influence of high-pass masking compared to non-masked ABRs, longer mean latencies and diminished means of the amplitudes of wave V were found, with differences in the near-threshold domain being less pronounced. Similar results were observed in patients with high frequency hearing loss. In patients with low frequency hearing loss, the influence of high-pass masking was especially marked distinctly near to threshold. Furthermore, latency and amplitude differences of wave V of the 1-0-1 and the 2-0-2 Stimuli were determined from the ABRs obtained with and without high-pass masking. The differences between the latency differences of both stimuli in the suprathreshold range (70 dB nHL) only were statistically significant. Conclusions: The results are suggestive of an inadequate frequency specificity of unmasked stimuli in the suprathreshold range. Evaluation of the latencies revealed for both rise-decay times a similar frequency specificity near the threshold and a higher frequency specificity of the longer stimulus in the suprathreshold range.

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