Die Treffsicherheit der Differentialzytologie bei obligaten Präkanzerosen der Cervix uteri und mögliche klinische Konsequenzen*

Zusammenfassung

Die gynäkologische Zyto-Diagnostik hat sich seit ihrer Einführung durch Papanicolaou vom reinen Suchtest zur differenzierten morphologischen Methode entwickelt. In Deutschland findet diese Entwicklung ihren Niederschlag auch in einer erweiterten zytologischen Klassifikation (Münchener Nomenklatur). Am eigenen Untersuchungsgut von 520 histologisch gesicherten schweren Dysplasien und Carcinomata in situ kann gezeigt werden, daß es bei kritischer Handhabung der Differentialzytologie und Respektierung ihrer Grenzen gelingt, die zytologische Voraussage einer obligaten Präkanzerose so sicher zu machen, daß - in geeigneten Fällen - auf die prätherapeutische histologische Sicherung verzichtet werden kann. Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse werden an der Universitäts-Frauenklinik Ulm Patientinnen mit der zytologischen Diagnose einer schweren Dysplasie bzw. eines Ca in situ bei bestehenden Zusatzindikationen primär hysterektomiert.

Es wird aufgezeigt, daß dieses Vorgehen nur dort empfohlen werden kann, wo die Möglichkeiten der Differentialzytologie bekannt sind und genutzt werden. Noch wichtiger erscheint es, ihre Grenzen zu kennen und zu respektieren.

Es wird nachdrücklich darauf hingewiesen, daß in jedem Zweifelsfall das diagnostisch-therapeutische Vorgehen zwischen dem Kliniker und dem Morphologen individuell geplant und durchgeführt werden muß.

Abstract

Since 1943 when Papanicolaou introduced cytology into gynecology the method has changed from a simple screening test into a sophisticated morphologic technique, the differential cytology.

In Germany this development is documented by an improved cytologic classification (Münchner Nomenklatur). An own material is presented consisting of 520 cases of histologicly proven severe dysplasias and in situ carcinomas. It can be shown that careful and critical use of differential cytology with due regard to its limits can improve the accuracy of the cytologic prediction of a cervical lesion. A delineation against invasive cancer is possible with a hundred percent accuracy.

On the basis of these results it seems justifyable to perform a primary hysterectomy without pretherapeutic cone-biopsy.

It is pointed out that this procedure is only possible in institutions were the possibilities of differential cytology are well-known and - which is more important - where the limits of the method are known and respected.

In any case of doubt the procedure of diagnosis and therapy has to be discussed and planned in close cooperation between the clinicians and the morphologists.