Dtsch Med Wochenschr 1995; 120(27): 953-958
DOI: 10.1055/s-2008-1055431
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Noduläre Lungenschatten durch eine schwere eitrige Bronchitis und Bronchiektasen

Nodular pulmonary opacities caused by severe purulent bronchitis and bronchiectasisS. Ewig, H. Müller-Miny, T. Bauer, B. Lüderitz
  • Medizinische Klinik und Poliklinik sowie Radiologische Klinik der Universität Bonn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 67jähriger Patient mit seit 5 Jahren bekannter chronischer obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und exzessivem Nicotinabusus wurde aufgrund zunehmender Dyspnoe mit mäßigem Auswurf stationär aufgenommen. Der Allgemeinzustand war deutlich reduziert. Es bestand eine ausgeprägte Zyanose; der Thorax hatte eine Faßform, und über allen Lungenabschnitten war deutlich Brummen und Giemen zu hören. Die Körpertemperatur betrug 37,8°C. An beiden Knöcheln waren leichte Ödeme sichtbar. Als Verdachtsdiagnose ergab sich eine Exazerbation der COPD mit respiratorischer Globalinsuffizienz.

Untersuchungen: Klinisch-chemisch fand sich eine schwere Hypoxämie (pO2 48 mm Hg) mit Hyperkapnie (pCO2 46 mm Hg). Die Spirometrie erbrachte eine eingeschränkte Vitalkapazität (1,81); die Sekundenkapazität betrug 0,91. Die Röntgenaufnahme des Thorax erbrachte multiple noduläre Verdichtungen, die an Tumormetastasen denken ließen; die daraufhin durchgeführte Computertomographie zeigte jedoch sekretgefüllte Bronchien. In der Bronchoskopie waren bereits in der Trachea große Mengen schmutzigweißen, zähen Sekrets zu erkennen. Die ursprüngliche Verdachtsdiagnose wurde somit bestätigt; als Keime wurden in der Kultur Klebsiella oxytoca und Haemophilus influenzae identifiziert.

Therapie und Verlauf: Die sofort eingeleitete Therapie mit Amoxicillin und Clavulansäure (dreimal 2,2 g/d) führte zu einer raschen Besserung; die Röntgen-Kontrollaufnahme des Thorax ergab 10 Tage nach der Erstuntersuchung eine Normalisierung des Röntgenbefundes. Aufgrund einer weiterhin bestehenden Ruhehypoxämie (pO2 46 mm Hg) wurde der Patient mit einer Sauerstoff-Langzeittherapie versorgt; er konnte danach ohne Dyspnoe entlassen werden.

Folgerung: Zur Klärung nodulärer Verschattungen im Röntgenbild ist es sinnvoll, die Computertomographie des Thorax vor der Bronchoskopie durchzuführen.

Abstract

History and clinical findings: A 67-year-old man with chronic obstructive pulmonary disease (COPD) for many years and a heavy smoker was hospitalized because of increasing dyspnoea and moderately productive cough. His general condition was clearly impaired. He was markedly cyanotic, he had a barrel-shaped chest, and there were wheezing rhonchi throughout the lung. Body temperature was 37.8°C. He had mild ankle oedema. The preliminary diagnosis was exacerbation of the COPD with global respiratory failure.

Tests: There was severe hypoxaemia (pO2 48 mm Hg) with hypercapnia (pCO2 46 mm Hg). Vital capacity was reduced to 1.81, one-second forced expiratory volume 0.91. Chest radiograph revealed multiple nodular opacities, such as seen in bronchial carcinoma with metastases. But computed tomography showed fluid-filled bronchi. Bronchoscopy demonstrated large amounts of dirty-white, sticky secretions as high up as the trachea, confirming the preliminary diagnosis. Klebsiella oxytoca and haemophilus influenzae were cultured from the secretions.

Treatment and course: Immediate administration of amoxycillin and clavulanic acid (2.2 g daily) quickly led to clinical improvement. Chest x-ray was normalized after 10 days. But long-term oxygen treatment was instituted because of persisting resting hypoxaemia (pO2 46 mm Hg), after which he was discharged free of dyspnoea.

Conclusion: To clarify nodular pulmonary opacities in a chest radiograph computed tomography should be performed before bronchoscopy.

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