Laryngorhinootologie 2008; 87(3): 152-153
DOI: 10.1055/s-2008-1064906
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Karzinome von Mundhöhle und Oropharynx - Wächterlymphknoten auch im Rezidiv aussagekräftig

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Publikationsdatum:
11. März 2008 (online)

 

Die Darstellung regionaler Lymphabflussbahnen, insbesondere der erstdrainierenden Sentinel-Lymphknoten oder Wächterlymphknoten (SLN), hat sich für die Prognosestellung beim malignen Melanom und Mammakarzinom etabliert. Auch bei Kopf-Hals-Tumoren erwies sich die gezielte Lymphknotenuntersuchung als sinnvoll. Eine kanadische Arbeitsgruppe um R. D. Hart untersuchte jetzt die Möglichkeit der SLN-Diagnostik bei bereits vorbehandelten Patienten. Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2007; 133: 806-808

Bei 6 Männern und 5 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren lagen orale oder oropharyngeale Plattenepithelkarzinome im Stadium T1-T4 vor. Alle diese Patienten waren bereits vorbehandelt: 8 waren lokal operiert worden, 2 bestrahlt, und ein Patient hatte eine kombinierte Chemo-/Radiotherapie erhalten. Im Einzelnen handelte es sich um Karzinome der Wangenschleimhaut, der Zunge, des Mundbodens und der Fossa tonsillaris.

Vor der erneuten operativen Abklärung wurde bei allen Patienten eine Lymphoszintigrafie mit Tc99m vorgenommen. Der Tracer wurde dafür submukosal in die Tumorregion eingebracht. Bei allen Patienten konnte mindestens ein SLN differenziert werden. Alle Lymphknoten wurden für die histopathologische Aufarbeitung entnommen, bei 10 Patienten waren sie tumorzellfrei. Die zusätzlich entnommenen Halslymphknoten waren bei allen Patienten ebenfalls nicht befallen.

In einem Fall wurden 2 positive Lymphknoten lymphoszintigrafisch nicht erfasst und als falsch negatives Ergebnis eingestuft. Die Autoren weisen darauf hin, dass diese Lymphknoten sich im unmittelbaren Tumorbereich befanden und mit dem Primarius entfernt wurden. Sie seien in der Radioaktivität des Karzinoms verborgen geblieben.

Insgesamt ergab sich ein negativer prädiktiver Wert von 91%. Trotz der vorangegangenen Behandlung mit konsekutiv mikroskopisch verletzten oder veränderten Lymphabflusswegen konnten die SLN zuverlässig dargestellt und entfernt werden.

Verglichen mit den Resultaten früherer Studien waren die Resultate beim Rezidiv ebenso zuverlässig wie bei der Erstdiagnose. Besondere Bedeutung habe dieses Ergebnis für die Therapiewahl, so die Autoren. Die Neck Dissection mit radikaler Ausräumung der Halslymphknoten hat die Entfernung okkulter Metastasen zum Ziel, die den Autoren zufolge aber nur bei höchstens 20% der Patienten vorliegen. Die exakte präoperative Lymphknotendiagnostik trage somit zur Risikoabschätzung und Behandlungsentscheidung maßgeblich bei.

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