Dtsch Med Wochenschr 1986; 111(37): 1398-1405
DOI: 10.1055/s-2008-1068641
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusatzuntersuchungen zur Sicherung der Diagnose bei multipler Sklerose

Additional examinations in multiple sclerosis diagnosisH. Bewermeyer, S. Bamborschke, J. Assheuer, H. A. Dreesbach, G. Buchberger, M. Neveling, J. K. Mai, W.-D. Heiss
  • Max-Planck-Institut für neurologische Forschung, Köln, Nervenklinik - Schwerpunkt Neurologie - der Universität zu Köln, Städtisches Krankenhaus) Abteilung für Neuroradiologie, Köln-Merheim, sowie Institut für Hirnforschung, Universität Düsseldorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Bei 50 Patienten mit gesicherter multipler Sklerose wurde die Aussagekraft von Zusatzbefunden untersucht. Morphologische Veränderungen konnten mittels Kernspintomographie bei 49 Patienten nachgewiesen werden (insgesamt 688 Herde), während die Computertomographie den Nachweis von Herden mit geänderter Röntgendichte (133 Herde) nur bei 35 Patienten (70 %) erlaubte. Veränderungen des Liquors als Hinweis auf den entzündlich-immunologischen Prozess waren als oligoklonale Antikörper bei 96 % der Patienten nachweisbar, eine gesteigerte IgG-Tages-produktion war bei 57-70 % der Patienten vorhanden, stimulierte Lymphozyten wurden bei 52 % im Liquor gefunden, während Gesamteiweiß und Zellzahl des Liquors nur in 22 bzw. 26 % verändert waren. Die funktionelle Störung der Markscheide führte bei 72 % der MS-Kranken zu einer Latenzerhöhung der visuell evozierten Potentiale. Oligoklonale Antikörper im Liquor und multiple Herde im Kernspintomogramm sind somit die verläßlichsten Zusatzbefunde bei multipler Sklerose und sollten neben den führenden klinischen Symptomen herangezogen werden, um die Diagnose zu sichern. Als Bewertungsskala wird die Modifikation eines Schemas vorgeschlagen, in dem die Computertomographie durch die Kernspintomographie ersetzt und der Nachweis oligoklonaler Banden höher eingestuft wird. Pathologisch veränderte evozierte Potentiale haben nur bei Fehlen klinischer Symptome Gewicht, der Stellenwert von Sensibilitätsstörungen und Hirnstammsymptomen tritt etwas zurück.

Abstract

The relevance of additional findings was examined in 50 patients in whom multiple sclerosis had been diagnosed. Magnetic resonance (MR) technique revealed morphological changes in 49 patients (688 foci), whereas CT scan visualised foci with modified enhancement in 35 patients only (133 foci) (70 %). Oligoclonal antibodies were found in the CSF of 96 % of the patients as pointers towards the inflammatory immunological process. Enhanced daily IgG production was seen in 57-70 % of the patients, whereas in 52 % stimulated lympnocytes were identified in the CSF. Total protein content and cell count in the CSF differed in only 22 and 26 %, respectively. Functional deterioration of the myelin sheath resulted in 72 % of MS patients in an increased latency of visually evoked potentials. Hence, oligoclonal antibodies in the CSF and multiple foci revealed by MR are the most reliable additional findings in MS and should be considered as essential aids to confirm the diagnosis. A modified schema is suggested in which CT is replaced by MR and the proof of oligoclonal antibodies is given a higher ranking. Pathological changes in evoked potentials are relevant only if clinical symptoms are absent. Sensitivity disturbances and manifestations of brain stem disorders are somewhat less significant.

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