Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(3): 196-201
DOI: 10.1055/s-2008-1077659
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Grippe-Impfung: Impfraten und Motivationsfaktoren bei medizinischem Personal

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Publication Date:
07 October 2008 (online)

Christini AB, Shutt KA, Byers KE. Influenza vaccination rates and motivators among healthcare worker groups. Infect Control Hosp Epidemiol 2007; 28: 171 – 177

Leitmeyer K, Buchholz U, Kramer M et al. Influenza vaccination in German health care workers: effects and findings after two rounds of a nationwide awareness campaign. Vaccine 2006 17; 24: 7003 – 7008

Influenza-Viren sind eine nicht unwesentliche Ursache für nosokomiale Infektionen insbesondere bei immunkompromittierten Patienten. Dabei spielt das medizinische Personal als Quelle und Überträger eine bedeutende Rolle. Aufgrund dessen existieren Empfehlungen der CDC und der STIKO, medizinisches Personal jährlich zu impfen.

Im Rahmen einer Querschnitts-Untersuchung an zwei Krankenhäusern des University of Pittsburgh Medical Center wurden die Durchimpfungsraten verschiedener Berufsgruppen und die Beweggründe für oder gegen eine Grippe-Impfung überprüft. Eine vergleichbare Erhebung wurde von Leitmeyer et al. in 20 deutschen Krankenhäusern nach einer 2-jährigen bundesweiten Kampagne für die Grippe-Schutzimpfung durchgeführt.

Die US-Studie zeigte, dass Ärzte im Vergleich zum Pflegepersonal oder anderen Mitarbeitern wie administrativem Personal deutlich häufiger geimpft waren (69, 46 bzw. 29 %). Auch Medizinstudenten wiesen eine hohe Impfquote auf (63 %). Zusätzlich konnten bei den Ärzten zwischen den Fachdisziplinen ebenfalls große Unterschiede dokumentiert werden. Pädiater waren im Vergleich zu den Internisten deutlich häufiger geimpft, die Impfrate der Chirurgen unterschied sich kaum von der Rate des Pflegepersonals. Eine sogenannte „Influenza-like illness”, also das subjektive Vorliegen grippeähnlicher Symptome, wurde seltener von geimpftem Personal als von ungeimpftem Personal berichtet (P = 0,03). Trotz grippeähnlicher Symptome erschienen ca. 50 % des medizinischen Personals zur Arbeit, ungeachtet der Tatsache, ob zuvor eine Impfung durchgeführt worden war oder nicht. Dabei waren das Wissen sowohl um die Effektivität der Impfung als Selbstschutz vor einer Grippeerkrankung als auch um die Möglichkeit, bei unterlassener Impfung Überträger einer Influenza-Infektion sein zu können, Beweggründe dafür, sich impfen zu lassen. Dieses Bewusstsein war bei Ärzten stärker ausgeprägt als in den anderen Berufgruppen. Ein weiterer Motivationsfaktor wurde in der Kostenfreiheit der Impfung gesehen. Als Gründe gegen eine Impfung wurden bei der amerikanischen Erhebung einerseits die mangelnde Verfügbarkeit des Impfstoffes, andererseits die Angst vor Nebenwirkungen durch eine Impfung genannt.

Die durchschnittliche Impfquote in Deutschland von 21 % in der Influenzasaison 2001/2002 konnte nach zwei Jahren Impfkampagne auf 31 % bei den Ärzten und 22 % beim Pflegepersonal erhöht werden.

Fazit: Diese Publikationen verdeutlichen die Bedeutung von Schulungen auf die Steigerung der Impfquote. Diese Schulungen sollten Berufsgruppen-adaptiert sein, da die Verteilung der Gründe gegen eine Impfung zwischen den Gruppen unterschiedlich war. So sollten beim nichtakademischen Personal verstärkt Missverständnisse im Bezug auf Nebenwirkungen ausgeräumt werden. Die Effektivität der Impfung und das Risiko, als Überträger einer Infektion zu fungieren, sollte zusätzlich besprochen werden. Das ärztliche Personal (insbesondere Chirurgen) sollte ebenfalls über seine Relevanz als Vektor aufgeklärt werden.

Dr. med. Beate Panek, Düsseldorf

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