Z Orthop Unfall 2011; 149(04): 368-371
DOI: 10.1055/s-0031-1286551
Junges Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Summerschool DGOU – Was macht der Nachwuchs in O und U?

What are the young academics in O und U doing?
D C Kubosch
1   Universitätsklinikum Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie, Email: david-christopher.kubosch@uniklinik-freiburg.de
,
D Depeweg
2   Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
,
K Dragowsky
3   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
,
B Moradi
4   Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
,
M Perl
5   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie
,
M Münzberg
6   BG - Unfallklinik Ludwigshafen Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie - Luftrettungszentrum Christoph 5
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Publication Date:
15 August 2011 (online)

 
 

What are the young academics in O und U doing?

Abstract

The shortage of junior doctors is a very important and acute issue. One reason is the impending shortage of doctors and the lack of young medical professionals.

Professional societies take this very seriously and are working hard on a solution. One of the many offerings that are designed for students of medicine is the annual "Summer School” of the German DGOU (German Society for Orthopaedics and Trauma Surgery).

This article focuses on the SummerSchool of the DGOU and the feedback by the students who attended this Summer School 2010 in Homburg. Its particular interest lies in the question of whether such events are effective in creating an interest for young doctors.

For the evaluation of the course, a questionnaire was created, which had a total of 14 questions. The questionnaire gave the students an opportunity to provide both positive and negative feedback through the use of a sliding scale, 1 being the best and 10 the worst.

The evaluation showed that the overall perception was positive, with some excellent ratings given. In particular personal interaction was an outstanding point. Also the subject Orthopaedics and Trauma Care was better communicated to the students and thus left a longer-lasting impression.

Overall it can be said that formats such as the DGOU Summer School are an important tool in the development of young health care professionals, and that they play a vital part in the attraction of young health care professionals.What seemed of great importance in this context was the close contact and exchange of experience with the teachers.

More time and observations are still required to determine whether or not these efforts had the desired effect on influencing students to choose Orthopaedics and Trauma Care.


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In diesem Jahr findet bereits die 3. Summerschool der DGOU statt. Wie gut diese bei den Studierenden ankommt und inwiefern sie der Nachwuchsgewinnung dient, soll in diesem Beitrag beleuchtet werden.

Zusammenfassung

Der Nachwuchsmangel der Ärzte ist ein überaus wichtiges und akutes Thema. Eine Ursache liegt in dem drohenden Ärztemangel und dem fehlenden Nachwuchs in medizinischen Berufen. Nicht nur die Fachgesellschaften nehmen dies sehr ernst und arbeiten mit Hochdruck an einer Problemlösung. Eines der vielfältigen Angebote, die sich an Studierende der Medizin wendet ist die jährlich stattfindende "Summer School" der DGOU.

In diesem Artikel soll im Speziellen auf die Summerschool der DGOU und die Resonanz der Studierenden auf die Summerschool 2010 in Homburg eingegangen werden. Dies insbesondere mit der Fragestellung, ob solche Veranstaltungen hinsichtlich der Nachwuchsakquirierung sinnvoll sind. Zur Evaluation des Kurses wurden Fragebögen entworfen. Die Evaluation zeigt durchweg eine positive Resonanz mit hervorragenden Bewertungen. Gerade die persönliche Interaktion war eines der herausragenden Punkte. Es gelang jedoch auch das Fach O&U den Studenten besser zu vermitteln und so einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

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Summerschool Homburg: Präsidenten der DGOU 2011 Prof. Pohlemann und Prof. Kohn sowie die Präsidenten 2010 Prof. Südkamp und Dr. Frank (von r. nach links). (Foto: Prof. Pohlemann)

Insgesamt kann postuliert werden, dass Formate wie die DGOU Summerschool ein wichtiges Tool für die Nachwuchsförderung und für die Gewinnung von Nachwuchs ist. Besonders der persönliche Kontakt und Erfahrungsaustausch mit den Dozenten scheint von großer Bedeutung. Weitere Beobachtungen müssen zeigen, ob dieser hohe Aufwand ein positives Feedback der Studenten zur Entscheidung für das Fach O&U hat.

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Gruppenfoto Summerschool 2010 in Homburg. (Foto: Prof. Pohlemann)

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Nachwuchsmangel: die Zahlen

Der Nachwuchsmangel der Ärzte ist zum aktuellen Zeitpunkt ein wiederkehrendes und überaus wichtiges Thema in allen Bereichen der Medien. Dies hat selbstverständlich seine unterschiedlichen Ursachen. Aktuelle Berechnungen zeigen, dass das Durchschnittsalter der Ärzte in Deutschland derzeit bei 51,9 Jahren liegt. Dies hat zur Folge, dass bis zum Jahr 2020 ca. 70 000 Mediziner in den Ruhestand gehen werden. Betrachtet man parallel zu diesen Zahlen die demografische Entwicklung der Bevölkerung, so steht fest, dass zu diesem Zeitpunkt ein Drittel der Deutschen älter als 60 Jahre sein wird. Diesen Fakten ist eindeutig zu entnehmen, dass der Bedarf an Fachärzten für Chirurgie und eben auch an Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie in Zukunft deutlich steigen wird [1].

Wiederum andere Zahlen belegen, dass die klinische Weiterbildung in Deutschland lediglich von etwa 60 % der Medizinstudienabgänger wahrgenommen wird [2]. Diese Zahl stellt sich für den chirurgischen Sektor noch dramatischer dar [2], [3], wobei das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie unter den chirurgischen Fächern noch mit am attraktivsten beurteilt wird [4], [5].


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Bedarf an Ärzten steigt

Trotzdem zeigt die statistische Entwicklung der Anzahl der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, dass eben diese entgegen dem zu erwartenden, steigenden Bedarf sinkt, anstatt, entsprechend dem Bedarf, zu steigen. So erhielten im Jahr 2009 1339 Ärztinnen und Ärzte die Facharztanerkennung für Orthopädie und Unfallchirurgie. Dies sind 228 weniger als im Jahr 2007 [1]. Schlüsselt man die vorhandenen und publizierten Zahlen weiter auf, zeigt sich, dass Ende 2009 in Deutschland insgesamt 3693 Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie praktizierten. Von diesen 3693 Fachärzten sind noch nicht einmal 9 % weiblichen Geschlechts – nämlich lediglich 329 Fachärztinnen [1].

Jüngste Umfragen zeigen, dass nicht – wie eventl. zu vermuten wäre – das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie an sich Ärztinnen und Ärzte abschreckt, sondern die äußeren Umstände, wie lange Arbeitszeiten, schlechte Fortbildungsmöglichkeiten und geringe Honorare.

Die Frage, die sich an dieser Stelle aufdrängt ist, wie kann man den Nachwuchs fördern, die Attraktivität des Faches steigern und die Arbeitsbedingungen verbessern, um auch künftig eine gute medizinische Versorgung in unserem Fachgebiet sicherzustellen. In diesen Punkten ist mit Sicherheit nicht nur die Politik gefragt, es müssen auch die entsprechenden Fachgesellschaften in die Pflicht genommen werden, um diese Problematik zu lösen.

Die Fachgesellschaften nehmen dieses Thema sehr ernst und arbeiten mit Hochdruck an einer Problemlösung. Dies zeigt sich insbesondere an den jüngst zunehmenden, vielfältigen Angeboten, die sich an Studierende der Medizin und an junge Ärztinnen und Ärzte richtet. An dieser Stelle sei stellvertretend für das vorhandene Angebot der jährliche "Tag der Studierenden" im Rahmen des Jahreskongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin und die ebenfalls jährlich stattfindende "Summer School" der DGOU und des Jungen Forums genannt.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) in Zusammenarbeit mit dem Jungen Forum veranstaltet seit 2009 die jährlich stattfindende Summerschool. Ausrichter sind die beiden Incoming-Präsidenten der DGOU. Der Austragungsort wechselt ebenfalls jährlich mit den beiden Präsidenten. Angesprochen werden sollen mit diesem Angebot v. a. Medizinstudenten mit Interesse für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. Bei begrenzter Platzanzahl müssen sich die Studierenden vor Beginn auf der Homepage des Jungen Forums der DGOU bewerben (http://www.jf-dgou.de). Die folgende Teilnahme ist nach dem Auswahlverfahren über die DGOU kostenlos [6], [7].


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Was hat das Fach zu bieten?

Die 2-tägige Veranstaltung bietet v. a. einen umfassenden Überblick zu den Chancen, die das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie bietet. Neben einer theoretischen Einführung durch Referate werden mit begleitenden Workshops auch praktische Einblicke in das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie gegeben. Zusätzlich zu den fachbezogenen Themen werden Fragen zum Thema Bewerbung und Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in den Fokus gestellt und beantwortet. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, die verschiedenen Betätigungsfelder des Facharztes, auch unter der Maßgabe der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aus Sicht eines Niedergelassenen, Belegarztes bzw. Klinikleiters zu hinterfragen [6], [7].

Die 2. Summerschool 2010 fand vom 30. September bis zum 1. Oktober 2010 in den Räumlichkeiten des Universitätsklinikums des Saarlandes Homburg/Saar unter Führung von Prof. Pohlemann und Prof. Kohn statt. Insgesamt haben 30 Teilnehmer an dieser Veranstaltung teilgenommen. Zur Evaluation des Kurses wurde ein Fragebogen entworfen, welcher aus insgesamt 14 Fragen bestand und den Studierenden Möglichkeit zum positiven und kritischen Feedback gab. Hierbei wurde eine numerische Skala von 1 bis 10 vorgegeben, wobei die Zahl 1 die positivste Antwortmöglichkeit darstellte und die Zahl 10 die negativste. Insgesamt haben 26 Studierende den Fragebogen ausgefüllt und abgegeben, sodass für die Veranstalter die Möglichkeit zur Kursauswertung bestand.

Folgend sollen an dieser Stelle beispielhaft einige der Fragen und deren Antworten dargestellt und zur Diskussion gestellt werden.


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Bestnoten für die Summerschool

Die Teilnehmerzahl, von 30 Personen, welche bewusst sehr gering gehalten wurde, um eine möglichst persönliche Betreuung der Studierenden durch die Dozenten zu gewährleisten, wurde mit einer Durchschnittsnote von 1,8 bewertet, wobei sich die vergebenen Noten zwischen 1 und 3 bewegten. Es zeigte sich in den einzelnen schriftlichen Kommentaren der Studierenden trotz der geringen Teilnehmerzahl, dass diese sogar stellenweise als zu groß empfunden wurde. In diesem Punkt bewegen sich die Organisatoren der Summerschool jedoch auf einem sehr schmalen Grad zwischen geringer Teilnehmerzahl auf der einen und natürlich dem Wunsch, so viele Studierende wie eben möglich mit diesem Kursformat zu erreichen. Hier bleibt die Resonanz der künftigen Kurse abzuwarten und bei steigender Nachfrage möglicherweise dieses Kursformat mehrfach im Jahr anzubieten.

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Prof. Pohlemann beim "Gipskurs" Sommerschool 2010. (Foto: Prof. Pohlemann)

Ebenfalls wurde die Kursdauer von den Studierenden als zu kurz wahrgenommen und mit einer Durchschnittsnote von 2,3 bedacht. Auch hier spiegelt sich eindeutig der Wunsch wider, in einer persönlichen Atmosphäre ein Fach wie Orthopädie und Unfallchirurgie in einem Vier-Augen-Gespräch von Experten nähergebracht zu bekommen. Dies ist als klarer Fingerzeig Richtung Lehre zu betrachten, weil ein Kurs dieses Formats sicherlich in klarem Gegensatz zur Realität in den meisten Universitäten und Hörsälen steht.

Der theoretische Teil mit seinen Vorträgen wurde mit 1,4 benotet. Der praktische Teil mit seinen Übungsstationen, wie z. B. der Möglichkeit an einem Kniemodell das Arthroskopieren kennenzulernen und zu üben, wurde mit einer 1,5 benotet. Der praktische Teil wurde damit entgegen der Erwartungen schlechter bewertet als der theoretische. Betrachtet man jedoch die schriftlichen Kommentare so zeigt sich, dass dies lediglich der Fall ist, weil der praktische Teil als zeitlich zu kurz empfunden wurde.

Insgesamt wurde die Organisation des Kurses mit einer Durchschnittsnote von 1,2 bewertet, die Varianz zeigten vergebene Noten zwischen 1 und 5. Hier ist eine eindeutig positive Resonanz zu verzeichnen.

Die Frage, ob sich die Studierenden bereits vor der DGOU Summerschool für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie interessierten, wurde mit der Note 1,5 [Range 1 – 4] im Durchschnitt beantwortet. Betrachtet man diese Frage etwas genauer, insbesondere vor dem Hintergrund, ob ein solches Kursformat der Akquise von Nachwuchs dient, so muss an dieser Stelle zumindest kritisch postuliert werden, dass sich für diesen Kurs lediglich Studierende bewerben, die sich bereits vorher stark für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie interessieren. In diesem Fall ist der Effekt der Nachwuchsgewinnung eher ein geringer und man müsste an dieser Stelle viel mehr von Nachwuchsförderung sprechen.

Die Frage, ob die DGOU Summerschool die Karriereplanung beeinflusst hat, wurde mit der Durchschnittsnote 2,2 [1]-[7] beantwortet. Hier zeigt sich ein überaus inhomogenes Bild. Hier sind die schriftlichen Kommentare und die persönlichen Gespräche während des Kurses heranzuziehen. Die meisten Studierenden haben sich bereits vor der Summerschool für das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie interessiert oder es in die engere Auswahl für die künftige Tätigkeit gestellt. Für einige Studierende jedoch war dieser Kurs der erste, intensivere Kontakt mit der Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. Insbesondere bei diesen Studierenden konnte das Fach positiv dargestellt und gesteigertes Interesse geweckt werden.


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O und U: Ein interessantes Fach!

Positiv anzumerken ist auf jeden Fall, dass die Darstellung des Faches Orthopädie und Unfallchirurgie mit einer Note von 1,5 bedacht wurde. Ebenfalls wurde die DGOU Summerschool 2010 insgesamt mit einer 1,2 benotet und somit sehr positiv wahrgenommen. Dies spiegelt sich auch in den sehr positiven schriftlichen Kommentaren der Studierenden wider.

Insgesamt kann postuliert werden, dass Formate wie die DGOU Summerschool nicht nur ein wichtiges Tool für die Nachwuchsförderung, sondern auch für die Gewinnung von Nachwuchs ist. Möchte man sein Fach neben dem universitären Lehrbetrieb mit seinen Vorteilen, aber auch mit seinen sicher vorhandenen Nachteilen Studierenden nahebringen, so muss dies unserer Meinung nach über persönliche und auch praktische Kurse vermittelt werden. Hier scheint der enge Kontakt und Erfahrungsaustausch zu den Dozenten von großer Bedeutung.

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AO Playground – Osteosyntheseworkshop. (Foto: Prof. Pohlemann)

Dies haben mittlerweile auch andere Fachgesellschaften erkannt und etablieren spezielle Formate für Studierende der Medizin oder aber Berufseinsteiger. Als Beispiel sei der Nachwuchskongress Chirurgie erwähnt. Dieser fand im März 2010 im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin statt. Auch hier zeigte sich eine durchweg positive Resonanz.

Die 3. DGOU Summerschool findet vom 5. bis 6. September in Rostock statt.

Dr. med. D. C. Kubosch
Universitätsklinikum Freiburg, Department Orthopädie und Traumatologie
E-Mail:
david-christopher.kubosch@uniklinik-freiburg.de

Dr. med. D. Depeweg
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

K. Dragowsky
Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie

Dr. med. B. Moradi
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

PD Dr. med. M. Perl
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Unfallchirurgie, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie

Dr. med. M. Münzberg
BG - Unfallklinik Ludwigshafen
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie - Luftrettungszentrum Christoph 5


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Summerschool Homburg: Präsidenten der DGOU 2011 Prof. Pohlemann und Prof. Kohn sowie die Präsidenten 2010 Prof. Südkamp und Dr. Frank (von r. nach links). (Foto: Prof. Pohlemann)
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Gruppenfoto Summerschool 2010 in Homburg. (Foto: Prof. Pohlemann)
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Prof. Pohlemann beim "Gipskurs" Sommerschool 2010. (Foto: Prof. Pohlemann)
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AO Playground – Osteosyntheseworkshop. (Foto: Prof. Pohlemann)