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DOI: 10.1055/s-0032-1329137
Rauchstopp: Wie effektiv sind partielle Nikotinrezeptor-Agonisten?
Smoking cessation: effectiveness of nicotine receptor partial agonistsCytisin, Dianiclin und Vareniclin reduzieren nicht nur den Lustgewinn beim Rauchen, sondern auch die Entzugssymptome. Ein Cochrane-Review fasst Studien zusammen, in denen diese Substanzen mit Placebo oder Konkurrenzsubstanzen verglichen wurde.
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Einleitung: Nikotinrezeptor-Agonisten vermindern einerseits die Befriedigung durch das Rauchen, und andererseits die Entzugssymptomatik. Cytisin ist ein Phytoprodukt, Vareniclin und Dianiclin sind seine synthetischen Nachfolger. Primäre Zielvariable der jetzt vorgelegten Metaanalyse war die Häufigkeit eines kompletten Rauchstopps in der längstmöglichen Beobachtungszeit.
Studien: 24 Studien wurden analysiert (1 Dianiclin, 3 Cytisin, 20 Vareniclin). In Dianiclin-, Cytisin- und 15 Vareniclin- Studien erfolgte der Vergleich mit Placebo. Weitere Vareniclin-Studien verglichen mit Bupropion, Beratung und Nikotinersatztherapie (NRT). Die Anwendungen erfolgten als Tabletten. Cytisin (1,5 mg/d) wurde 20–25 Tage, Dianiclin (2 × 40 mg/d) 7 Wochen und Vareniclin (0,5–2 mg/d) 12 oder 24 Wochen eingenommen. In einer Studie zur Rückfallprophylaxe erhielten die Teilnehmer nach der Initialbehandlung von 12 Wochen weitere 3 Monate Vareniclin. Das Risiko der Datenverzerrung (Bias) wurde gering eingestuft.
Ergebnisse: Cytisin war in 2 Untersuchungen (n=937) signifikant wirksamer als Placebo (Relatives Risiko [RR] 3,98; 95%-Konfidenzintervall [KI] 2,01–7,87). Ein absoluter Rauchstopp wurde aber nur bei 8,5% vs. 2,1% (Beobachtungszeitraum 24 Wochen) und 8,4% vs. 2,4% (52 Wochen) erreicht. Dianiclin (n=602) war nicht effektiver als Placebo (RR 1,20; 95%- KI 0,82–1,75). Vareniclin führte verglichen mit Placebo (n=6166) mit einer mehr als doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit (RR 2,27; 95%-KI 2,02–2,55) zu einer anhaltenden Abstinenz und war Bupropion überlegen (RR 1,52; 95%-KI 1,22–1,88). Zwei Studien behaupteten einen Nutzen von Vareniclin gegenüber NRT, doch schließen die Konfidenzintervalle eine Gleichwertigkeit der Therapien nicht aus (RR 1,13; 95%-KI 0,94–1,35). Erfolgte im Anschluss an die Standardbehandlungsdauer von 12 Wochen eine Fortführung um weitere 3 Monate, war die Rückfallrate in den Wochen 25–36 höher als nach Placebo (RR 1,92; 95%-KI 1,40–2,62) und im weiteren Verlauf nicht signifikant verschieden. Vareniclin führte bei 17–44% der Teilnehmer zu vorübergehender Übelkeit. Auch Schlafstörungen, Alpträume und Kopfschmerzen traten öfter auf. Die Nebenwirkungen waren bei geringen Dosierungen seltener bei erhaltener Wirksamkeit für die Nikotinentwöhnung (RR 2,09; 95%-KI 1,56–2,78). Schwere Nebenwirkungen traten bei Vareniclin signifikant häufiger auf als bei Placebo (RR 1,36; 95%-KI 1,04–1,79).
Cytisin und Vareniclin erleichterten laut den Autoren häufiger einen Rauchstopp als Placebo. Über die Rückfallhäufigkeit lägen bislang unzureichend Untersuchungen vor. Problematisch sei die Einordnung möglicher Nebenwirkungen. Eine Assoziation zu kardiovaskulären und psychiatrischen Erkrankungen sei für Vareniclin nicht auszuschließen und ein Triggern vorliegender Grunderkrankungen denkbar.
Dr. med. Susanne Krome, Melle
Originalarbeit: Cahill K et al. Nicotine receptor partial agonists for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012; Issue 4. DOI: 10.1002/14651858.CD006103.pub6. www.thecochranelibrary.de
Die Cochrane-Analyse von Cahill et al. bestätigt, dass die Rauchstoppquoten mithilfe dieser Medikamente erhöht werden können. Es gibt klare Tendenzen, jedoch je nach Studienschwerpunkt, Medikament und Messzeitpunkt nach dem Rauchstopp (12, 24, 52 Wochen) leicht voneinander abweichende Ergebnisse. Vareniclin schnitt mit 2- bis 3-fach höheren Erfolgswahrscheinlichkeiten als Placebo im Vergleich zu Bupropion besser und zu Nikotinersatzpräparaten etwa gleichwertig ab. Nebenwirkungen von Vareniclin wie Übelkeit (besonders zu Beginn der Behandlung), Herz-Kreislauf- Probleme und Stimmungsschwankungen wurden beobachtet und mögliche Assoziationen sollten weiter untersucht werden. Keine Wirkung konnte für Dianiclin nachgewiesen werden, während es für Cytisin erste positive Effekte gibt.
Von diversen Fachgesellschaften werden gesetzliche Richtlinien zur Förderung und finanziellen Honorierung von Entwöhnungstherapien (anstelle der Lebensstil- Prävention) für bestimmte Patientengruppen (z.B. Schwangere, Patienten mit COPD) gefordert. Diese Grundlagen würden die klinische Arbeit mit Raucherinnen und Rauchern stark vereinfachen und positiv beeinflussen.
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Interessenkonflikte: Beratende Tätigkeiten für Pfizer (Vareniclin)